Transport per Güterzug: Schleuserprozess nach Tod durch Stromschlag aus Oberleitung


MÜNCHEN | Rund anderthalb Jahre nach dem Tod einer Geflüchteten durch einen Stromschlag einer Bahn-Oberleitung in München steht ein mutmaßlicher Schleuser vor dem Landgericht München I.

Die 15-Jährige hatte sich im Mai 2022 mit anderen auf einem Güterzug von Verona nach München im Anhänger eines Lastwagens versteckt. Beim Aussteigen wurde sie durch einen Stromschlag mit 15.000 Volt so schwer verletzt, dass sie Tage später starb. Auch ein 12 Jahre alter Bub und ein 19-Jähriger wurden bei dem Vorfall Ende Mai 2022 verletzt. Der Angeklagte soll die Schleusungen als Mitglied einer Bande gewerbsmäßig organisiert haben. Der 45-jährige Iraker wollte sich zu Prozessbeginn nicht zu den Vorwürfen äußern.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem schwere und gefährliche Körperverletzung vor, in einem Fall mit Todesfolge. Zudem geht es um gewerbsmäßiges Schleusen. Zwischen 2000 und 10.000 Euro hätten die Geflüchteten pro Person gezahlt, heißt es in der Anklage. Dabei seien sie einer das Leben gefährdenden Behandlung oder der Gefahr einer schweren Gesundheitsschädigung ausgesetzt gewesen. Als gefährlich stufte die Staatsanwaltschaft unter anderem die Nähe zu den Oberleitungen der Bahn ein und die damit verbundene Möglichkeit eines Stromschlags beim Ein- und Aussteigen.


dpa / EVN