NIESKY | Das Bangen um die Arbeitsplätze beim Waggonbau Niesky dauert an. Doch so langsam läuft dem Unternehmen die Zeit davon. Es droht das Aus.
Das von der Schließung bedrohte Unternehmen Waggonbau Niesky im Landkreis Görlitz sucht weiterhin nach einem Investor. Innerhalb der nächsten Wochen müsse ein neuer Eigentümer gefunden werden, sonst sei der Insolvenzverwalter Franz-Ludwig Danko gezwungen, den Betrieb des Unternehmens stillzulegen, teilte dessen Verwaltung am Mittwoch mit. Zwar hätten bereits drei Investoren Angebote vorgelegt – allerdings sei kein einziges von einem Waggonbau-Unternehmen. Zudem seien die bisher angebotenen Kaufpreise noch nicht bindend.
«Bis zu einem Vertragsabschluss müssen noch eine ganze Reihe schwieriger Fragen und Probleme geklärt werden», sagte Danko. Wenn keine kurzfristige Lösung gefunden werden könne, ließe sich die Schließung des Standortes nicht mehr vermeiden. Die verbliebenen rund 190 Mitarbeiter seien bereits informiert worden. «Aber so weit sind wir noch nicht», betonte Danko. Die Insolvenzverwaltung gebe nicht auf, solange noch ein Fünkchen Hoffnung besteht.
Das Insolvenzverfahren hatte Anfang Mai begonnen, war jedoch zunächst als Eigenverwaltungsverfahren geführt worden, bei dem die Geschäftsführung die Sanierung selbst steuert und es keinen Insolvenzverwalter gibt. Auf Antrag eines wesentlichen Gläubigers hatte das zuständige Insolvenzgericht Ende Juni die Eigenverwaltung aufgehoben. Zugleich ordnete das Gericht ein Regelinsolvenzverfahren an und bestellte Danko als Insolvenzverwalter. Daraufhin hatte Danko umgehend einen beschleunigten Investorenprozess begonnen.
Den Angaben zufolge soll es außerdem erhebliche Inventurdifferenzen geben. Demnach scheinen deutlich weniger Materialvorräte im Unternehmen vorhanden zu sein als in den Büchern stehen. Zudem seien wichtige Bereiche im Unternehmen nicht ausreichend besetzt – etwa im Vertrieb oder in der Elektronischen Datenverarbeitung (EDV).
Waggonbau Niesky fertigt Güterwaggons und hatte schon einmal 2017 wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet. Daraufhin wurde es vom slowakischen Güterwagenhersteller Tatravagonka gekauft. Doch sorgen sich die Mitarbeiter schon länger erneut um die Zukunft des Standortes und veranstalteten regelmäßig Mahnwachen, mit denen sie eine Perspektive fordern.
dpa