Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Automated Train“ soll fahrerlosen Zugbetrieb erproben


BERLIN | Die Bahnindustrie und die Deutsche Bahn wollen das vollautomatische führerlose Fahren von Zügen erproben. Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Automated Train“ ist auf drei Jahre angesetzt.

Erprobt werden sollen vollautomatisierte Bereitstellungs- und Abstellungsfahrten von Zügen, wie die Deutsche Bahn am Mittwoch bekannt gab. Mit Hilfe intelligenter Sensorik sollen Fahrzeuge ihr Umfeld erkennen und auf Hindernisse selbstständig reagieren. Hierfür werden bis 2026 zwei Prototypenzüge – ein Mireo Smart von Hersteller Siemens Mobility und eine Stuttgarter S-Bahn – technisch ausgestattet, hieß es.

Laut Mitteilung soll der Mireo Smart Zug mit „neuester GoA4 Technologie“ den Weg aus der Abstellanlage bis zur ersten Station vollautomatisiert und ohne Lokführer zurücklegen; bei Hindernissen soll das Fahrzeug selbstständig abbremsen. Auch das automatische Auf- und Abrüsten des Zuges werde getestet. Ergänzend dazu soll der zweite Zug unter anderem Daten für die Hinderniserkennung sammeln. „Beide Fahrzeuge werden mit der gleichen Hardware, aber mit unterschiedlichen Softwarelösungen ausgerüstet“, teilte eine Bahn-Sprecherin mit. Dadurch könnten die aufgenommenen Sensordaten und die Reaktionen der Software auf besondere Vorkommnisse miteinander verglichen werden.

Das Projekt wird aus Mitteln der Europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität kofinanziert, vom Bundeswirtschaftsministerium wurde am Mittwoch ein Förderbescheid über rund 42,6 Millionen Euro übergeben.

„Erstmals in Deutschland testen wir im Regionalverkehr vollautomatisiertes, fahrerloses Fahren basierend auf ETCS“, sagte Andre Rodenbeck, CEO Rail Infrastructure von Siemens Mobility.

„Durch das vollautomatisierte, fahrerlose Fahren können wir unsere Züge in Zukunft häufiger und flexibler einsetzen und damit unseren Reisenden ein noch attraktiveres Angebot machen“, ergänzte DB-Technik-Vorständin Daniela Gerd tom Markotten.

Insgesamt arbeiten zehn Projektpartner aus verschiedenen Branchen an dem Vorhaben. Beteiligt ist auch Bosch Engineering. Nach Angaben von Unternehmenschef Frank Schmidt sei das Ziel, die Position der Züge „sicher und gleisgenau zu lokalisieren und ein automatisiertes An- und Abfahren zu ermöglichen“. Dafür sei es wichtig, „den Schienenverlauf in Echtzeit zu erfassen und potenzielle Hindernisse zu erkennen, die sich vor dem Fahrzeug befinden.“

Der parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner, betonte, dass durch die Kooperation zwischen Bahnindustrie und Deutscher Bahn eine modulare und offene Systemarchitektur für das vollautomatisierte Fahren definiert werde. Das Projekt lege einen weiteren „Grundstein für das vollautomatisierte Fahren am Industrie- und Forschungsstandort Deutschland“, so der Grünen-Politiker weiter.

Neben Siemens Mobility, Bosch Engineering und den Deutsche-Bahn-Unternehmen DB Netz und DB Regio gehören zum Projekt auch die Technische Universität Dresden und die Firmen Codewerk, Duagon Germany, IAV, ITK Engineering und Red Hat. Die Ergebnisse sollen auf der Fachmesse InnoTrans im Jahr 2026 präsentiert werden.


EVN