Deutschlandticket lockt in NRW Tausende ÖPNV-Neulinge an


DÜSSELDORF | Seit drei Monaten gilt in NRW das Deutschlandticket. Schon jetzt zeigt sich: Es hat den Verkehrsverbünden etliche Neukunden beschert. Doch es gibt nach wie vor Kritik.

Das seit April erhältliche Deutschlandticket (D-Ticket) läuft nach den ersten Monaten seiner Gültigkeit gut an – das hat eine Abfrage der Nachrichtenagentur dpa bei den vier Verkehrsverbünden in Nordrhein-Westfalen ergeben.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gab an, seit dem Ticket-Start rund 750 000 Deutschlandtickets verkauft zu haben, knapp die Hälfte seien an bisherige Nicht-Abonnenten gegangen. “Darunter sind etwa 25.000 echte ÖPNV-Neulinge”, sagte ein VRR-Sprecher. Etwa 40 Prozent aller Abonnenten nutzten das Angebot auf dem Smartphone. Der Aachener Verkehrsverbund (AVV) teilte mit, lediglich die Zahlen von Mai vorliegen zu haben. Demnach habe man knapp 32.000 D-Tickets inklusive Bestandsabonnenten verkauft.

Auch der Westfalentarif gab auf Anfrage ebenfalls nur die Verkaufszahlen für Mai an. 100.000 D-Tickets sind im Verbundraum demnach verkauft worden. Da der Vertrieb über die einzelnen lokalen Verkehrsunternehmen laufe, habe man keinen Zugriff auf die Information, wie viele davon Neukunden seien, teilte eine Sprecherin mit. Der Westfalentarif zeigt sich mit dem Start des Tickets zufrieden. “Das Deutschlandticket wurde von den Bestandskunden sehr gut angenommen, eine Mehrheit ist von ihrem bestehenden Abonnement in das Deutschlandticket gewechselt”, teilte der Verbund mit.

Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) informierte, dass man rund 303.000 Nutzer eines D-Tickets habe, rund acht Prozent seien Neukunden. Man sehe einen positiven Start des Tickets. “Für eine nachhaltige Verkehrswende müssen allerdings noch viele weitere große Schritte im Bereich der Finanzierung und des Angebotsausbaus folgen”, so der VRS. Keiner der vier Verkehrsverbünde machte eine Angabe darüber, wie viele Kunden das D-Ticket bereits wieder gekündigt haben.

Der Fahrgastverband Pro Bahn zog ebenfalls ein positives Zwischenfazit – vor allem die Einfachheit des Tickets sei ein Vorteil: “Die Tatsache, dass man sich in den Zug setzen und durch Deutschland reisen kann und sich keine Gedanken darum machen muss, welche Tarifgrenzen man gerade überschreitet, begrüßen wir”, sagte Pro Bahn-Bundesvorstand Detlef Neuß. Auch den Preis und das Abo-Modell anstelle eines Automaten-Tickets bewerte man positiv.

Anlass für Kritik böten jedoch bundesweit uneinheitliche Regelungen beim Sozialticket, die fehlende Finanzierung über das Jahr 2025 hinaus und Unklarheiten bei der Frage, inwieweit man Hunde, Fahrräder sowie weitere Personen mitnehmen dürfe. Auch einen mangelnden Ausbau der Infrastruktur bemängelt der Fahrgastverband.

Deutschlandweit wurden bisher rund elf Millionen Deutschlandtickets verkauft, gab Mitte Juni der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) an, davon seien etwa 46 Prozent Umsteiger aus bisherigen Abos.


dpa / EVN