Stammstrecken-Untersuchungsausschuss: Pofalla bestreitet politischen Druck


  aktualisiert  

MÜNCHEN | Die lange nicht kommunizierte Kostenexplosion und Verzögerung beim Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München hat nach Darstellung des ehemaligen Bahn-Vorstands Ronald Pofalla nichts mit politischem Druck zu tun.

“Abwegig” sei der Gedanke, er sei gebeten worden, wegen der Kanzlerkandidatur von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Informationen zu verschleppen, sagte der frühere CDU-Spitzenpolitiker am Mittwoch im Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtages. Dass der neue Zeit- und Kostenrahmen, der die Öffentlichkeit Mitte vergangenen Jahres aufgeschreckt hatte, nach den umfangreichen Umplanungen erst nach Abschluss der Prüfungen kommuniziert worden sei, entspreche dem üblichen Vorgehen.

Zahlreiche Zeugen auch aus der Baubegleitung des Ministeriums hatten in vorangehenden Sitzungen des Ausschusses beklagt, dass die Bahn bei der Weitergabe der Informationen gemauert habe. Auch Bahn-Mitarbeiter bestätigten, dass dies die interne Linie gewesen sei. “Ich kann mich an eine solche Anordnung nicht erinnern”, beteuerte Pofalla, der von 2017 bis März 2022 der zuständige Infrastrukturvorstand war.

Der 63-Jährige war bereits zum zweiten Mal als Zeuge geladen. Vor knapp drei Wochen hatte sein Auftreten zu größeren Verstimmungen bei den Abgeordneten geführt. Nach ausschweifenden Ausführungen und mehreren konfrontativen Wortwechseln mit dem Ausschussvorsitzenden Bernhard Pohl (Freie Wähler) hatten die Parlamentarier die Vernehmung kurzerhand abgebrochen – ein höchst ungewöhnlicher Vorgang.

Die zweite Stammstrecke soll die bisherige zentrale Strecke aller S-Bahn-Linien durch die Münchner Innenstadt entlasten. Das derzeit größte Infrastrukturprojekt des Freistaats soll nach aktuellen Angaben der Bahn bis 2037 fertig und rund sieben Milliarden Euro teuer werden – Preissteigerungen nach 2021 sind dabei allerdings nicht eingerechnet. Ursprünglich waren Gesamtkosten von 3,85 Milliarden Euro und eine Fertigstellung im Jahr 2028 vorgesehen.


dpa / EVN