BERLIN | Die Wettbewerber im Schienengüterverkehr warnen im Streit um den zügigeren Aus- und Neubau von Autobahnen vor einer Vernachlässigung der Bahninfrastruktur.
Insbesondere durch den Ausbau und die Erweiterung vorhandener Autobahnen werde “der mineralölgetriebene und energieaufwendige Straßenverkehr priorisiert”, erklärte am Donnerstag der Vorstandsvorsitzende des Netzwerks Die Güterbahnen, Ludolf Kerkeling.
Eine Auftragsstudie des Verbands zeige, dass mit erweiterten Kapazitäten auf der Straße die Zahl der Lastwagen und Autos deutlich ansteige. Ein Indikator dafür ist demnach die Zahl nachts abgestellter Lastwagen auf Raststätten. Diese habe sich etwa zwischen 2008 und 2018 um knapp 40 Prozent auf den untersuchten Abschnitten erhöht.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht eigenen Aussagen zufolge hingegen keinen Zusammenhang zwischen dem Ausbau von Straßenkapazitäten und dem Verkehrsaufkommen. “Der Verkehr wird nicht durch Straßen angereizt, sondern der Verkehr wird angereizt durch Bedarfe der Gesellschaft”, sagte er dem Nachrichtensender ntv am Donnerstag. “Menschen fahren nicht, weil es Straßen gibt, sondern, weil sie mobil sein wollen.”
Die Spitzen der Ampel-Koalition diskutieren am Donnerstagabend im Koalitionsausschuss über mehr Tempo bei Planungsverfahren im Verkehr und über einen schnelleren Aus- und Neubau von Autobahnen. Die Grünen und Verkehrsverbände wie die Güterbahnen fordern hingegen mehr Mittel für die sanierungsbedürftige Schieneninfrastruktur. “Zu wenig Infrastrukturzuwachs ist die zentrale und klimaproblematische Wachstumsbremse im Schienengüterverkehr”, betonte Kerkeling. “Der Bund muss sich auf die Schiene konzentrieren.”
EVN / dpa