FRANKFURT AM MAIN | Bei der Hessischen Landesbahn (HLB) droht möglicherweise bald ein unbefristeter Streik. Die Geschäftsführung bezeichnet einige der Forderungen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) als „unverständlich“.
Nachdem bei den Tarifverhandlungen im Februar zwischen der HLB und den Arbeitnehmervertretern keine Einigung erzielt werden konnte, herrscht Stillstand. Auf Seiten des Unternehmens bedauere man dies sehr, da man „auf fast alle Forderungen der EVG“ eingegangen sei, erklärte HLB-Chef Veit Salzmann.
Gescheitert seien die Verhandlungen damals laut Mitteilung an zwei Punkten: „Die HLB hatte Forderungen nach 6 Tagen mehr Urlaub auf dann 40 Tage Jahresurlaub mit Blick auf Kosten und Gleichbehandlung mit anderen Mitarbeitern abgelehnt. Und die EVG fordert das Parken von erheblichen Geldern in einem sogenannten ‚Wohnungs- und Mobilitätsfond‘, anstatt es den Mitarbeitern direkt zukommen zu lassen.“ Die HLB zahle bereits in einen ähnlichen Fond ein, ausgeschöpft würden diese Mittel aber bisher bei weitem nicht, hieß es.
„Wir halten die Forderung nach 40 Tagen Jahresurlaub für nicht angemessen, und noch unverständlicher ist für uns, warum die EVG unbedingt Geld für die Bildung von Fonds fordert, anstatt mit uns über die Konditionen für die einzelnen Mitarbeiter zu verhandeln“, so Salzmann.
Zum Tarifstreit erklärte die HLB weiter: Hinsichtlich der Forderung nach mehr Lohn hätten sich beide Seiten bereits auf eine Erhöhung um insgesamt 3,3 Prozent verständigt. „Obwohl bis heute kein Tarifabschluss vorliegt, zahlt die HLB davon bereits 1,5 Prozent rückwirkend seit dem 01.01.2022. Weitere 1,8 Prozent erhalten die Mitarbeitenden ab dem 01.03.2023“, schreibt das Unternehmen. Außerdem hätte sich die HLB bereiterklärt, den Beschäftigten einmalig eine Coronaprämie in Höhe von 1.200 Euro auszuzahlen, obwohl dies von der EVG abgelehnt worden war.
Die EVG hat ihre Mitglieder bis zum 26. November zu einer Urabstimmung aufgerufen und droht mit einem unbefristeten Streik. Die HLB teilte dazu mit, dass man auf einen Arbeitskampf vorbereitet sei. So würden Ersatzpersonale bereitgestellt, damit die Einschränkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich bleiben, teilte eine Unternehmenssprecherin mit.
Um die Verhandlungen weiter fortsetzen zu können, sollte die Gewerkschaft von ihren „dogmatischen Forderungen“ abrücken, erklärte Salzmann weiter. „Die Fahrgäste werden ansonsten wieder einmal unter dem Konkurrenzkampf der Gewerkschaften leiden. Das ist gerade in der aktuellen Situation völlig inakzeptabel.“