„Halte nicht viel von 9-Euro-Ticket oder Nachfolger“ – Wirtschaftsweise Grimm äußert Kritik an Entlastungspolitik


BERLIN | Die Wirtschafts­weise Veronika Grimm hat die Entlastungs­politik der Ampel­koalition scharf kritisiert.

„Es wird bei den Entlastungs­paketen zu sehr mit der Gießkanne gearbeitet“, sagte die Ökonomin der Universität Erlangen-Nürnberg den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Ich halte nicht viel von dem 9-Euro-Ticket oder möglichen Nachfolgern. Sie sehen Vergünsti­gungen auch für Menschen vor, die einen der Leistung angemessenen Preis zahlen könnten.“ Das seien beliebte Maßnahmen, die am Ende aber nicht weiterführten. „Es wird nicht funktionieren, das Wohlstands­niveau bei allen zu halten. Wir werden durch diese Krise deutlich ärmer. Das müssen wir hinnehmen“, so Grimm. Die Situation sei beunruhigend.

„Es gibt zahlreiche Risikofaktoren, gerade im Zusammen­hang mit der Energiekrise. Eine Rezession lässt sich in Deutschland nicht mehr verhindern“, sagte sie. Es sei nicht damit getan, Geld in die Hand zu nehmen, um die Menschen und die Unternehmen zu entlasten. Die Ursachen dieser Krise müssten bekämpft werden. „Wir müssen möglichst schnell Gas beschaffen. Wir müssen auf dem Strom­markt alle verfügbaren Kapazitäten mobilisieren“, so die Ökonomin.

Gleichwohl rechnet Grimm mit weiteren Inflationsrekorden. „Die Europäische Zentralbank muss sich der Inflation sehr konsequent entgegenstellen. Es müssen und werden weitere Zinser­höhungen folgen“, sagte sie. „Wir könnten trotzdem noch einen weiteren Anstieg der Inflation im Bereich der zweistelligen Zahlen erleben.“


dts Nachrichtenagentur | Foto: Sachverständigenrat Wirtschaft

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