Berlins CDU-Chef für Abschaffung des ABC-Tarifsystems im Nahverkehr


BERLIN | Berlin plant eine regionale Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket. Wie genau sie aussehen soll, ist noch nicht klar. Der CDU-Vorsitzende Wegner warnt vor einem dilettantischen Schnellschuss – und hat eigene Forderungen.

Berlins CDU-Chef Kai Wegner hat sich für eine Abschaffung der Tarifzonen A, B und C für den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ausgesprochen. „Wir sollten die unterschiedlichen Preisregelungen abschaffen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Wir brauchen eine Verkehrsregion Berlin-Brandenburg ohne unterschiedliche Tarifzonen. AB, BC oder ABC, das ist alles Murks. Ich glaube, das bisherige System hat sich überholt.“ Zur Begründung verwies Wegner unter anderem auf die Hunderttausenden Pendler, die täglich zwischen beiden Nachbarländern unterwegs sind.

In der Diskussion um eine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket wiederholte Wegner den CDU-Vorschlag für eine Monatskarte, die pro Tag einen Euro, pro Monat rund 30 Euro und aufs Jahr gerechnet 365 Euro kosten würde. „Das wäre attraktiv, viele Leute würden so auf den ÖPNV umsteigen.“

Pläne der rot-grün-roten Koalition und des Senats für ein regionales, aus Landesmitteln finanziertes preiswertes Ticket für die Monate Oktober, November und Dezember lehnte Wegner ab. „Den September hat der Senat schon mal völlig verschlafen. Das ist ein dilettantischer Schnellschuss und Effekthascherei. Was Berlin wirklich braucht, ist eine verlässliche und nachhaltige Tarifpolitik.“

Sollte der Senat seine Pläne umsetzen, drohe ein „Hin und Her ohne klare Linie“, meinte Wegner. „Gerade ist das 9-Euro-Ticket nach drei Monaten ausgelaufen, nun gelten für einen Monat wieder die alten Tarife. Ab Oktober würde dann wieder ein neuer Preis kommen, und ab Januar drohen den Kunden dann neue Tariferhöhungen im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg“, erläuterte er. „So kann man den ÖPNV nicht attraktiver machen, sondern so verunsichert man die Menschen.“

Statt einer vorschnell beschlossenen Anschlusslösung womöglich ohne Brandenburg plädierte Wegner für ein mehrgleisiges Vorgehen. Zum einen brauche es Konzepte und Investitionen, um den ÖPNV attraktiver zu machen, für mehr Verlässlichkeit, Sicherheit und Pünktlichkeit. „Wir brauchen einen massiven Ausbau des Schienennetzes, insbesondere in die Außenbezirke, aber auch nach Brandenburg hinein. Darüber hinaus müssten grundsätzlich mehr Investitionen in den ÖPNV fließen, auch in neue Buslinien der BVG.“ Gleichzeitig müsse ein zukunftsfähiges und möglichst einfaches Tarifsystem für die gesamte Region Berlin-Brandenburg entwickelt werden.

„Fast alle sind sich einig, dass wir eine Verkehrswende brauchen. Und fast alle sind sich einig, dass wir dafür einen starken ÖPNV brauchen. Das geht nur mit deutlich höheren Investitionen in die Streckennetze“, so Wegner. „Wir haben durch das 9-Euro-Ticket auch gelernt, dass ein attraktiver Preis dazu führt, dass mehr Menschen vom Auto umsteigen. Deswegen ist es auch gut, dass man sich über ein Anschlussprogramm Gedanken macht“, fügte er hinzu.

Im Kern müsse das der Bund machen. „Wenn der Senat aber merkt, dass da aus dem Bund nichts kommt, dann muss er selbst dafür sorgen, dass es funktioniert, und zwar gemeinsam mit Brandenburg. Stattdessen fährt Frau Giffey die Sache aber dilettantisch gegen die Wand.“

Der Senat plant eine vom Land finanzierte regionale Anschlusslösung für das am Mittwoch ausgelaufene bundesweite 9-Euro-Ticket in der Hoffnung, dass sich Bund und Länder ab dem neuen Jahr auf ein deutschlandweit einheitliches Tarifsystem einigen. Viele Details wie der Preis und der genaue Geltungsbereich sind aber noch offen. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte ein regionales 9-Euro-Ticket ins Spiel gebracht.


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