Verspätungen und Zugausfälle – Beschwerden über die Bahn nehmen deutlich zu


BERLIN | Die Beschwerden über die Bahn bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) haben sprunghaft zugenommen.

Im ersten Halbjahr 2022 gingen 2.500 Schlichtungs­anträge von Reisenden ein, das waren etwa 50 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahres­zeitraum (1.653 Anträge), berichtet das Handelsblatt. Die meisten Beschwer­den betreffen dabei Zugverspätungen und Zugausfälle. Als Konsequenz fordern Politiker, Reisende künftig automatisch zu entschädigen.

SPD-Fraktionsvize Detlef Müller sagte: „Eine formularfreie, unbürokratische und damit möglichst schnelle Rück­erstattung ist zur Stärkung der Fahrgastrechte sinnvoll.“ Auch der Grünen-Verkehrs­experte Stefan Gelbhaar hält es für geboten, das „Rückerstattungs­management“ im Bahnverkehr zu automatisieren. „Kunden sollen ohne büro­kratische und abschreckende Vorgaben ihr Ticket erstattet beziehungsweise eine Entschädigung bekommen“, sagte er dem Handelsblatt. Das schaffe „finanziellen Druck in Sachen Verlässlich­keit und Pünktlichkeit“.

Aus Sicht des CSU-Verbraucher­politikers Volker Ullrich sollte die Bahn bei Zugverspä­tungen viel häufiger Geld zurückzahlen. Es sei zu überlegen, „ob nicht bereits bei 30-minütiger Verspätung eine Entschädigung angebracht ist“, erklärte Ullrich gegenüber der Zeitung. Auch der Verbraucher­zentrale-Bundesverband (VZBV) fordert das. „Die Bunde­sregierung hat die Möglichkeit, diesen Hebel mit der anstehenden nationalen Umsetzung der Fahrgastrechte-Verordnung einzuführen“, sagte VZBV-Mobilitätsexpertin Marion Jungbluth.


EVN / dts Nachrichtenagentur | Foto: __