WIEN | Die europäischen Bahnen wollen ihre Hilfe für die Ukraine verstärken und damit nicht zuletzt den Getreideexport erleichtern.
Dazu wollen sich rund 30 Bahnchefs in einer “Ukraine-Deklaration” bekennen, die am Samstag in Wien verabschiedet werden soll. Neue Terminals und Umschlagplätze müssten errichtet und vorhandene künftig optimal genutzt werden, um angesichts des Ukraine-Kriegs das Getreide per Bahn besser ausführen zu können, sagte der Vorstandschef der Deutschen Bahn, Richard Lutz, am Freitag vor Beginn des Treffens der Bahnchefs. “Wir suchen händeringend nach zusätzlichen Kapazitäten”. Selbst wenn der Krieg schnell zu Ende gehe, werde es wohl wegen der Minen länger dauern, bis der Seeweg wieder voll nutzbar sei, meinte Lutz.
Auch eine Angleichung der Spurbreite der ukrainischen Bahn an die EU-Norm werde vonseiten Kiews vorangetrieben. “Das ist ein weiteres Signal, dass der Weg der Ukraine in die europäische Familie voll im Gange ist. Das ist ein schönes Signal”, sagte Lutz. Rund 22 Millionen Tonnen Getreide würden auf den Export warten. Die ukrainische Bahn transportiere derzeit rund 800.000 Tonnen im Monat. Der stark reduzierte Export hat speziell in einigen Ländern Afrikas bereits eine Lebensmittelkrise ausgelöst und international viele Waren verteuert.
Der Ukraine-Krieg mache die Bedeutung der Bahnen deutlich, wenn auch auf ungewollte Weise, sagte der Chef der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), Andreas Matthä. Die Mitarbeiter der ukrainischen Bahnen leisteten unter kaum vorstellbaren Umständen großartige Arbeit. Laut einer von der ÖBB zusammengestellten Liste wurden durch die russische Invasion in der Ukraine bisher 21 Bahnhöfe, viele Kilometer Schienen und 49 Eisenbahnbrücken zerstört. Hunderte Mitarbeiter seien getötet oder verletzt worden. Tausende würden vermisst. Die europäischen Bahnen transportieren seit Kriegsbeginn Flüchtende kostenlos. Allein die Deutsche Bahn habe bisher 450.000 Menschen aus der Ukraine zu ihren Zielen gebracht, hieß es.