DÜSSELDORF | Nach dem ersten Gültigkeitsmonat des 9-Euro-Tickets hat der Fahrgastverband Pro Bahn Nordrhein-Westfalen eine positive Bilanz gezogen.
Das Ticket treffe “ganz sicher den Nerv der Fahrgäste”, sagte der Landesvorsitzende Detlef Neuß am Freitag im Radiosender WDR 5. Der Bedarf sei da, wobei seiner Ansicht nach nicht der Preis der Hauptgrund für den Kauf sei, sondern das Ticket sei “bestechend einfach”, so Neuß. “Man kann in ganz Deutschland mit dem Ticket fahren, ohne sich Verbundgrenzen oder Tarifgrenzen merken zu müssen.”
Vor allem auf Hauptstrecken in Richtung Nord- und Ostsee oder in Bayern hätten sich allerdings Befürchtungen wegen überfüllter Züge und sogar Zugräumungen bewahrheitet, sagte Neuß. Auch die Fahrradmitnahme sei nicht überall gewährleistet worden. Wer aber “kein Premiumziel” wie Berlin oder Hamburg angesteuert habe, habe gute Erfahrungen gemacht. “Die Züge waren zwar voll, aber nicht überfüllt.”
Das preisgünstige 9-Euro-Ticket ändere aber nichts daran, dass die Schienen-Infrastruktur marode sei und es zu wenig Wagen und Personal gebe, sagte Neuß. “Ich kann 150 Liter Freibier ausgeben. Aber wenn ich nur zwölf Gläser hinstelle, dann funktioniert das trotzdem nicht.” Die Einführung eines dauerhaft preisgünstigen Tickets sei nur möglich, wenn mehr Züge angeschafft und das Personal verstärkt werde. Das notwendige Geld für den Ausbau der Infrastruktur dürfe allerdings nicht durch ein solches Ticket “kannibalisiert” werden.
Im Juni sind dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge bundesweit rund 21 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft worden. Zusammen mit etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten, seien es sogar mehr als 30 Millionen Tickets. Das Ticket berechtigt Käuferinnen und Käufer, für jeweils 9 Euro in den Monaten Juni, Juli und August im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland zu fahren.