Die S-Bahn München will die Qualität für ihre Fahrgäste weiter verbessern: Das Maßnahmenprogramm „Zukunft S-Bahn München“, das im Februar 2018 gemeinsam von der S-Bahn, DB Netz und DB Station&Service gestartet wurde, soll nun in seine zweite Runde gehen, wie die Bahn mitteilt.
Nach Angaben der Deutschen Bahn konnten die ersten Maßnahmen aus der 2018 gestarteten Qualitätsoffensive „Zukunft S-Bahn München“ erfolgreich umgesetzt werden. Zu den im vergangenen Jahr auf den Weg gebrachten Verbesserungen gehören unter anderem die Livemap in der „München Navigator“-App, mit der Fahrgäste erstmals Echtzeitinformationen über den Fahrplan erhalten und die aktuellen Zugpositionen über eine geobasierte Karte abrufen können. Zudem erhalten Kunden über eine virtuelle Abfahrtstafel einen Überblick über die nächsten Fahrtmöglichkeiten.
Die Jungfernfahrt des ersten modernisierten S-Bahn-Zuges im Juli markierte den Start des größten Fahrzeugmodernisierungsprojekts der Deutschen Bahn. Bis 2020 überarbeitet die DB im Auftrag des Freistaats Bayern alle 238 Fahrzeuge vom Typ ET 423. Das neue Modernisierungskonzept, das gemeinsam mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und der Designagentur Neomind erstellt wurde, gewann im vergangenen Dezember den German Design Award 2019.
Mit der Etablierung von Einstiegslotsen an mehreren Bahnhöfen und der schrittweisen Installation von Haltezeitencountern für Lokführer, die die geplante Haltezeit im Countdown auf null Sekunden herunterzählen, arbeitet die S-Bahn weiter daran, die Haltezeiten der Züge an den Bahnsteigen auf der Stammstrecke zu reduzieren. In die gleiche Richtung zielte auch das Pilotprojekt „First come, first served“. Im Oktober testete die S-Bahn eine Woche lang gemeinsam mit DB Netz eine neue Fahrweise. Die Züge an den Bahnhöfen Ostbahnhof, Pasing, Laim und Donnersbergerbrücke wurden nach dem „First come, first served“-Prinzip auf die Stammstrecke geschickt – der Zug, der zuerst abfahrbereit war, hatte Vorrang. “In der Spitze konnten 36 Züge am Tag um bis zu zwei Minuten früher losfahren, dadurch verringerten sich die Zugfolgeverspätungen”, so die Bahn. Die Auswertung des Tests sei aber noch nicht komplett abgeschlossen. Erst im Anschluss soll entschieden werden, ob die neue Fahrweise langfristig angewandt wird.
Bereits bewährt habe sich auch die äußere Einzäunung der Stammstrecke. Hier habe man spürbare Verbesserungen festgestellt: So sank die Anzahl an „Personen im Gleis“ gegenüber dem Vorjahr um rund 20 Prozent. Dies führte zu deutlich weniger Zugausfällen und Verspätungen. 2018 wurden zudem zahlreiche Sofortmaßnahmen für mehr Sauberkeit, eine bessere Ausstattung und mehr Sicherheit umgesetzt. Neben der Fertigstellung des Muster-Treppenaufgangs am Rosenheimer Platz erhielten u.a. die Stationen Hackerbrücke und Karlsfeld eine Frischekur.
„Wir haben 2018 an vielen Stellschrauben gedreht, vieles ausprobiert, viel erreicht, aber auch viel gelernt. Es bleibt weiter viel zu tun“, sagt Heiko Büttner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn München. „Von unseren Anstrengungen muss noch mehr bei unseren Fahrgästen ankommen. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserem Qualitätsprogramm die richtigen Weichen für eine bessere S-Bahn gestellt haben.“
2019 will die S-Bahn erneut viele Themen anpacken: Ganz oben auf der Agenda soll in diesem Jahr die Verbesserung der Fahrgastinformation stehen.
„Zukunft S-Bahn München“ geht in die nächste Runde
Moderne Informationsanlagen für alle S-Bahn-Halte
Alle S-Bahn-Kunden – auch auf den Außenästen – sollen künftig über moderne Informationsanlagen, die die nächsten Züge optisch und akustisch ankündigen, informiert werden. An 61 Stationen rüstet die DB die Anzeiger mit Mitteln des Freistaats nach.
Start Echtzeitinformation auf allen Kanälen
Fahrgäste der Münchner S-Bahn erhalten bereits in der Livemap Echtzeitinformationen über den Fahrplan. Bis Ende des Jahres werden die Reisenden zudem in den Zügen als auch am Bahnsteig mit aktuellen Livedaten zu ihren Fahrtmöglichkeiten versorgt. „Wir starten damit in ein neues Zeitalter der Fahrgastinformation – hin zu konsistenten Echtzeitdaten auf allen Kanälen“, so Heiko Büttner. Ab dem zweiten Halbjahr 2019 werden die Fahrgäste zunächst auf den großflächigen Monitoren der modernisierten Fahrzeuge den Fahrplan des Zuges in Echtzeit sehen. Dabei werden zudem die Anschlussmöglichkeiten an den jeweiligen Stationen eingeblendet. Bislang zeigen die Monitore nur den Soll-Fahrplan und keine Anschlüsse. Bis Ende des Jahres wird die S-Bahn auf den Monitoren zudem Störungskarten veröffentlichen. Dabei wird dem Kunden während einer Störung anschaulich dargestellt, welche Einschränkungen aktuell im Netz bestehen, welche Linien davon betroffen sind und welche Alternativrouten es gibt. Auch am Bahnsteig will die DB die Kunden künftig besser informieren. Bislang sind in der Steuerung der Anzeiger viele manuelle Bedienhandlungen notwendig, die insbesondere im Störfall an ihre Grenzen kommen. Derzeit optimiert die DB die Systeme hin zu mehr Automatisierung. Künftig werden die Durchsagen und Anzeiger mit Echtzeitdaten gespeist. Somit ist nach Angaben der Bahn eine genauere Vorhersage auch im Störfall möglich. Zusätzlich möchte die S-Bahn auf eine Positivkommunikation umstellen – zunächst innerhalb der Stammstrecke. Das bedeutet, dass zur besseren Übersicht nur noch die Züge angezeigt und durchgesagt werden, die auch wirklich kommen. Auch ist geplant, bei Störungen künftig jeweils eine Prognose zur Störung abzugeben, um den Fahrgästen eine bessere Orientierung zu geben.
Modernisierungsprogramm Fahrzeuge
Der Umbau der Fahrzeugflotte geht weiter: Bis Ende 2020 werden alle 238 Züge des Typs ET 423 im Auftrag des Freistaats umgebaut. Ab April bietet die S-Bahn einen ganz neuen Service für die Fahrgäste an. Dann können die Kunden Verschmutzungen oder auch Defekte in den Fahrzeugen per Whatsapp melden. Das Reinigungs- und Serviceteam soll sich dann so schnell wie möglich darum kümmern.
Start Neugestaltung Tunnelbahnhöfe
In diesem Jahr starten die Hauptbaumaßnahmen zur Umgestaltung der acht unterirdischen S-Bahnhöfe. Schwerpunkt für 2019 sind der Hauptbahnhof (tief), Marienplatz und Rosenheimer Platz. Bis 2021 sollen die Maßnahmen an den fünf Bahnhöfen auf der Stammstrecke umgesetzt sein. Dabei werden unter anderem die Decken neugestaltet und die Bahnsteigausstattung (Beleuchtung, taktile Leitstreifen, Sitzgelegenheiten, etc.) erneuert. Auch setzt die DB ein neues Gestaltungskonzept an den Stützen, Pfeilern und Wänden um. In diesem Zusammenhang werden auch weitere Treppenaufgänge nach dem Vorbild am Rosenheimer Platz umgestaltet. Der die Stationsidentität prägende Farbcode der fünf unterirdischen S-Bahn-Stationen auf der Stammstrecke behält weiterhin seine Gültigkeit. Er orientierte sich anlässlich der Olympischen Spiele 1972 an den olympischen Ringen sowie am Farbkonzept, das Otl Aicher für die Münchner Spiele entworfen hatte. Beim Umbau wird auch die Technik, u.a. für Aufzüge und Rolltreppen, für die nächsten Jahre fit gemacht. Für die Modernisierung der Tunnelbahnhöfe auf der S8 wird der Zeitplan aktuell erarbeitet. DB Station&Service investiert rund 60 Millionen Euro in die Modernisierung der unterirdischen Tunnelbahnhöfe.
Barrierefrei zur S-Bahn
Der barrierefreie Ausbau der S-Bahn-Stationen geht weiter: Mit Unterstützung von Bund und Land sind aktuell 115 der Stationen komplett oder eingeschränkt barrierefrei. Bis Ende 2019 wird DB Station&Service mindestens bei weiteren drei Stationen den Umbau abschließen können. Dann sind 118 der 150 Stationen, also knapp 80 Prozent der S-Bahnhöfe, komplett oder eingeschränkt barrierefrei. Das bedeutet, dass rund 90 Prozent der S-Bahn-Kunden barrierefrei zum Zug kommen.
Digitale Weichendiagnose
DB Netz schließt bis Ende 2019 alle betriebswichtigen Weichen im S-Bahn-Netz an das digitale Weichendiagnosesystem DIANA an, um drohende Störungen festzustellen, bevor sie auftreten.
red/DB, Titelfoto: Deutsche Bahn