Vor 30 Jahren: ICE-Versuchszug erreicht 406,9 km/h bei Weltrekordfahrt

Am 1. Mai 1988 erreichte der InterCityExperimental (ICE-V) bei einer Weltrekordfahrt eine Geschwindigkeit von 406,9 km/h. Der damalige Versuchszug wurde ab 1979 konzipiert und zwischen 1983 und 1985 gebaut. Der Vorgängerzug des heutigen ICE 1 diente bis zu seiner Ausmusterung im Januar 2000 für zahlreiche technische Versuchs- und Erprobungsfahrten. Die zugelassene Höchstgeschwindigkeit des ICE-V, die bei verschiedenen Demonstrations- und Rekordfahrten überschritten wurde, lag bereits damals bei 350 km/h und damit höher als die aller folgenden ICE-Typen bis heute.


Führerraum des damaligen ICE-V.

Der InterCityExperimental erreichte am 1. Mai 1988 bei Gemünden auf der Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg eine Rekordgeschwindigkeit von 406,9 km/h. Lokführer der Rekordfahrt war damals Romano Henning. Bis zum Dezember 1989 war der ICE-V das schnellste Rad-Schiene-Fahrzeug der Welt. Auf Deutschland bezogen hält der Versuchszug den Geschwindigkeitsrekord für Rad-Schiene-Fahrzeuge bis heute.

Gestartet ist das Projekt, das damals noch den technischen Titel „Rad/Schiene-Versuchs- und Demonstrationsfahrzeug“ (R/S-VD) trug, gegen Ende der 1970er Jahre. Geplant war, einen Versuchs-Triebzug zur Erprobung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs für die Bundesrepublik Deutschland zu entwickeln, nachdem Frankreich mit dem TGV bereits erste Meilensteine in der Geschichte des Schienenhochgeschwindigkeitsverkehrs errungen hatte.

Gebaut wurde der 5-teilige ICE-V zwischen 1983 und 1985, hatte eine Länge von 114 Metern und bestand aus zwei Triebköpfen (Baureihe 410) und drei Mittelwagen (Baureihe 810). Der Versuchszug verfügte über eine Antriebsleistung von 9.900 PS (7.280 kW) und war für eine Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h ausgelegt, höher als bei den heutigen ICE-Zügen, die je nach Baureihe für eine maximale Geschwindigkeit von 230 bis 330 km/h zugelassen sind.

Im ICE-V wurden alle Komponenten erprobt, die später in die Serienzüge der ICE 1- und ICE 2-Flotte eingebaut wurden. Dazu gehörten unter anderem die Rechnersteuerung der Antriebs- und Bremssysteme, die Datenübertragung per Lichtwellenleiter, die Kupplung des ICE 2 und die Wirbelstrombremse, die erst mit der dritten Generation des ICE, in der Baureihe 403, verbaut wurde.

Die ersten Serienzüge des Typs ICE 1 mit einer Länge von maximal 410 Metern, die aus der Entwicklung des InterCityExperimental entstanden, wurden zum Sommerfahrplan 1991 offiziell in Betrieb genommen. Zuggarnituren mit neun bis 14 Mittelwagen sind beim ICE 1 vorgesehen gewesen. Später folgten dann die Züge der ICE 2-Flotte, die als Halbzüge mit einer Länge von 205 Metern konzipiert wurden, sowie die nachfolgenden Triebzugflotten ICE-T, ICE 3 und ICE 4, die heute zum modernen Erscheinungsbild des schnellen Fernverkehrs der Deutschen Bahn gehören.

© Bahnblogstelle

Das Fahrzeugkonzept der Züge hat sich mit den Jahren stark gewandelt. Basieren die ICE 1- und ICE 2-Züge, wie der InterCityExperimental, noch auf antriebslosen Mittelwagen und angetriebenen Triebköpfen, ähnlich einem Wagenzug mit Lokomotive, änderte sich dies in den folgenden Fahrzeuggenerationen. Denn der ICE-T sowie die Züge der ICE 3- und ICE 4-Reihe bestehen heute aus unterflurangetriebenen Fahrzeugen. Statt dem Einsatz von Triebköpfen, wurden hier die Stromrichter und Transformatoren sowie die restliche Antriebstechnik inklusive der Fahrmotoren in den End- und Mittelwagen über den gesamten Triebzug verteilt untergebracht.

Da der Versuchszug vor gut 18 Jahren ausgemustert wurde, ist er heute nur noch ein Bestandteil der deutschen Eisenbahngeschichte. Aber zu Besichtigen gibt es ihn in Teilen dennoch: Der Triebkopf 410 001 und ein Demonstrationswagen befinden sich auf dem Gelände des Forschungs- und Technologiezentrums in Minden. Der zweite Triebkopf 410 002 hingegen lässt sich von technikinteressierten Besuchern im Deutschen Verkehrsmuseum in München bewundern. Die restlichen Wagen wurden verschrottet.

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red – aktualisiert

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