“Großer Erfolg” oder nicht? – DB Regio und Pro Bahn bewerten Deutschlandticket unterschiedlich


BERLIN | Das Deutschlandticket im Nahverkehr ist für DB-Regio-Chefin Evelyn Palla “jetzt bereits ein großer Erfolg”. Der Fahrgastverband Pro Bahn widerspricht – und beklagt einen zu geringen Ausbau des ÖPNV-Angebots.

“Wir sind sehr froh über das Deutschland-Ticket: Es ist einfach, kostengünstig, ökologisch sinnvoll und digital”, sagte Palla dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Das ist die neue Mobilität im öffentlichen Nahverkehr. Im Juni sind 25 Prozent mehr Menschen mit unseren Zügen gefahren als noch im April. Und nicht nur das: sie haben auch deutlich längere Strecken im öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt.” Besonders die Ausflugsrouten Richtung Meer und Berge seien in der Ferienzeit sehr beliebt. “In manchen Regionen sind die Menschen so viel unterwegs wie im 9-Euro-Sommer”, sagte Palla.

Für 2024 steht die Finanzierung des Deutschlandtickets noch nicht. Palla appellierte an Bund und Länder, den Preis von 49 Euro stabil zu halten. Dem RND sagte sie: “Das Deutschlandticket soll ja weiter attraktiv sein, also wünschen wir uns, dass der Preis weiterhin leistbar bleibt und vielen Menschen Zugang zu täglicher Mobilität ermöglicht.”


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Pro Bahn kommt gut drei Monate nach dem Start des Tickets zu einem anderen Ergebnis: Aus Sicht des Fahrgastverbands sei das Deutschlandticket hingegen “kein wirklich großer Erfolg”. “Es ist eine schöne Werbemaßnahme für bisherige Stammkunden”, sagte der Ehrenvorsitzende des Verbandes, Karl-Peter Naumann, der Rheinischen Post (Montagsausgabe). Ein großer Teil der Neukunden seien vor allem die, die das System ohnehin zwischendurch genutzt hätten. “Etwa mit Tageskarten und Einzelfahrscheinen”, so Naumann.

“Dass man wirklich Menschen in großen Mengen von der Straße in den öffentlichen Personennahverkehr gelockt hat, ist nicht passiert.” Gleichwohl sei das 49-Euro-Ticket für viele Menschen eine deutliche Verbesserung, “weil die Nutzung des ÖPNV billiger und einfacher geworden ist”. Das Hauptproblem bleibe jedoch, so Naumann: “Es wird viel Geld in eine Tarifsubvention gesteckt statt in den Ausbau.”


EVN / dts Nachrichtenagentur