Bisheriger Eisenbahnchef der Ukraine gegen neue Stadler-Züge


KIEW / BUSSNANG | Der bisherige Chef der ukrainischen Eisenbahn, Alexander Kamyshin, hat sich kritisch über den Zughersteller Stadler geäußert.

Grund dafür ist, dass der Schweizer Bahntechnikkonzern weiterhin eine Fabrik in Belarus betreibt. Das Werk in Minsk war 2014 vom damaligen Stadler-Chef Peter Spuhler und dem belarussischen Machthaber und Putin-Freund Alexander Lukaschenko eröffnet worden.

Im Gespräch mit der Schweizer Tageszeitung Blick sagte Kamyshin kürzlich, dass der Weiterbetrieb des Standorts aus seiner Sicht „inakzeptabel“ sei. Belarus erlaube russischen Truppen, von seinem Territorium aus Angriffe auf die Ukraine zu starten. „Stadler zahlt Steuern in Belarus und unterstützt damit direkt die belarussische Eisenbahn, die russische Truppen und Waffen ins Land bringt“, so Kamyshin.

In einem Folgebericht wies Stadler daraufhin, dass man die Produktion in Belarus faktisch heruntergefahren habe und jederzeit gerne mit der Ukraine über neue Züge sprechen würde. Stadler war vor Kriegsausbruch einer von drei Bewerbern im Rennen um einen ukrainischen Großauftrag über 80 neue Elektro-Züge mit einem Auftragsvolumen von rund einer Milliarde Franken. Testweise kam ab August 2021 sogar schon ein neuer Stadler-Zug in der Ukraine zum Einsatz. Zu einer finalen Entscheidung kam es infolge des russischen Angriffskrieges aber nicht.

Kamyshin, von August 2021 bis Februar 2023 Chef der ukrainischen Eisenbahn, wechselt unterdessen in einen neuen Job. Der 39-Jährige wird künftig das Büro zur EU-Integration der ukrainischen Eisenbahn übernehmen, wie er selbst mitteilte. Diesen Schritt habe er mit dem für Verkehr zuständigen Vizeregierungschef Olexander Kubrakow abgestimmt.


EVN