BERLIN | Reaktivierte Kohlewaggons aus Deutschland könnten nach Vorstellungen der Deutschen Bahn bei einem Wiederaufbau der Ukraine helfen.
“Ich gehe davon aus, dass wir die Kohlewaggons, die jetzt im Einsatz sind, umbauen werden, damit wir sie anders einsetzen können”, sagte die Chefin der Bahn-Frachttochter, Sigrid Nikutta, dem Nachrichtenportal T-Online in einem am Sonntag veröffentlichten Interview. Mit den Waggons könne alles transportiert werden, was geschüttet werden müsse, zum Beispiel Baustoffe wie Sand oder Kies. “Meine Hoffnung ist, dass wir die alten Kohlewaggons schon bald für den Wiederaufbau der Ukraine nutzen können. So setzen wir die Kohlezüge quasi doppelt gegen (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin ein.”
Die Bahn hatte wegen der Energiekrise innerhalb von fünf Monaten mehr als 1.000 Waggons reaktiviert und mit leiseren Bremsen ausgestattet, weil einige deutsche Kohlekraftwerke länger am Netz bleiben. Eine Verschrottung der Waggons kommt laut Nikutta nicht infrage. Die ukrainische Eisenbahn baue mit viel Tempo eine Art Versorgungsnetz mit Normalspurschienen auf, weil sie ihr Netz nach Westeuropa ausrichten wolle, sagte die Managerin. “Die könnten wir dann direkt befahren – auch mit sogenannten Schüttgutwagen, die man für Baustoffe braucht.”
In weiten Teilen Europas haben Schienen die Normalspurweite von 1.435 Millimeter, während sie in Ländern wie der Ukraine, Belarus oder Russland 1.520 Millimeter auseinanderliegen. Dies hat von jeher den grenzüberschreitenden Bahnverkehr erschwert.