OLDENBURG | Der Fahrgastverband Pro Bahn hat die niedersächsische Landesregierung aufgefordert, sich für eine Stabilisierung des Schienennahverkehrs im Land einzusetzen.
Dieser leide in Niedersachsen stärker als andernorts unter gravierenden Problemen, sagte Malte Diehl, der Landesvorsitzende von Pro Bahn für Niedersachsen und Bremen, am Freitag. Dazu gehörten veraltete Infrastruktur und der akute Personalmangel bei der Deutschen Bahn und anderen Unternehmen. Die Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 werde definitiv nicht gelingen, solange zu wenig gegen den schlechten Zustand und für den Ausbau des Schienenverkehrs im Land getan werde.
Nachdem der öffentliche Nahverkehr während der großen Koalition aus SPD und CDU ein Nischenthema gewesen sei, müsse nun schnell gehandelt werden, mahnte der Verband. Erfreulich sei, dass “Niedersachsen sich hinter den Deutschlandtakt stellt und ihn nicht mehr als Hindernis betrachtet”, sagte Diehl. Im geplanten Deutschlandtakt sollen zwischen den größten Städten die Züge im Halbstundentakt fahren. An wichtigen Umsteigestationen sollen die Züge ungefähr gleichzeitig eintreffen und kurz darauf wieder abfahren. Lange Umsteigezeiten von einer halben Stunde und mehr soll es dann nicht mehr geben.
“Ebenso wichtig ist der Wille, Taktungen und Zuverlässigkeit zu steigern; an beidem mangelt es enorm”, sagte Diehl. Auch sei ein echter Niedersachsentarif nötig – trotz des neuen Deutschlandtickets gleiche das Tarifsystem in Niedersachsen einem Dschungel und schrecke viele Fahrgäste ab.
Diehl forderte auch eine Garantie für Verkehrsleistungen. Angesichts der Pandemie und wegen des 9-Euro-Tickets und dessen Nachfolgers für 49 Euro (Deutschlandticket) stünden viele Verkehrsbetriebe unter Druck. Ihnen müsse schnell und unbürokratisch geholfen werden. Notfalls müsse kurzfristig das Land als Betreiber einspringen. Außerdem mahnte der Verband einen niedersächsischen Plan für den Schienenpersonennahverkehr für 2030 und 2040 an – etwa Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen hätten Pläne für den koordinierten Ausbau geschmiedet, die teils über den Deutschlandtakt hinausgingen.
Darüber hinaus müssten Bahnstrecken reaktiviert werden, dazu zählten etwa die Strecken Lüneburg–Soltau, Winsen–Salzhausen, Aurich–Abelitz, Tostedt–Zeven und Stade–Bremervörde. Das Festhalten am bestandsnahen Ausbau zwischen Hamburg und Hannover sowie Bielefeld und Hannover bezeichnete Pro Bahn als falsches Signal.