FRANKFURT AM MAIN | Mit dem Auto Straßenbahngleise oder Wendeplätze von Bussen zu blockieren, ist keine gute Idee. Der gesamte Fahrplan kann durcheinander geraten. Um dies zu verhindern, läuft in Frankfurt ein Pilotprojekt. Auch Wiesbaden sucht nach einer Lösung.
Auf Straßenbahngleisen oder an Bushaltestellen abgestellte Autos und Lieferwagen sorgen regelmäßig für Ärger. Neuralgische Punkte, an denen es deshalb immer wieder zu Verzögerungen kommt, gibt es in vielen hessischen Städten. Verstärkte Kontrollen können das Problem nicht überall lösen. Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) testet deshalb spezielle Sensoren, um parkende Autofahrer zu warnen, bevor sie den öffentlichen Nahverkehr ausbremsen.
Das Pilotprojekt läuft in der Schwarzwaldstraße im Stadtteil Niederrad, wo häufig Autos in Kopfparklücken zu weit auf der Straße und damit zu dicht an den Gleisen der Straßenbahn parkten, wie eine VGF-Sprecherin erläuterte. Von 2017 bis 2020 verursachte dies allein in der Straße 106 Störungen im Schienenverkehr.
Auf zehn Parkplätzen wurden deshalb im April vergangenen Jahres kleine Sensoren montiert. Parkt ein Auto, leuchten Warnschilder mit der Aufforderung auf, den von der Straßenbahn benötigten Bereich freizuhalten. Dieser ist an weißen Linien zu erkennen. Die Corona-Pandemie erschwere eine Zwischenbilanz nach rund einem Jahr, sagte die Sprecherin. Doch die Zahl der Falschparker sei gesunken. Im Vor-Corona-Jahr 2019 seien es im Bereich des Pilotprojekts noch 15 Störungen gewesen, 2021 noch 8.
Eine finale Auswertung sei in Arbeit, das Pilotprojekt soll erst einmal weiterlaufen. „Ob das Warnsystem an einer weiteren Stelle zum Einsatz kommt, wird noch geprüft“, erklärte die Sprecherin. Andernorts in Frankfurt mache auch Lieferverkehr, der in der zweiten Reihe parke, Probleme, etwa im Bahnhofsviertel oder der Innenstadt.
Von im Schnitt knapp 200 betrieblichen Störungen durch Falschparker jährlich berichtete das Darmstädter Verkehrsunternehmen HEAG mobilo. Neben der Straßenbahn seien auch Buslinien betroffen, zum Beispiel an Endhaltestellen, wo sie wenden müssten. Das Unternehmen setzt auf die zuletzt erhöhten Bußgelder. Um diese zu erreichen, habe man sich im Jahr 2019 an der Petition „Knolle statt Knöllchen“ verschiedener Verkehrsverbände beteiligt.
Verstärkte Kontrollen haben nach Auskunft der Nordhessischen Verkehrsbetriebe (NVV) geholfen, die Wendeschleife eines Busses am Kreisklinikum in Schwalmstadt freizuhalten. Zuvor sei es oft vorgekommen, dass der Bus sich wegen des fehlenden Platzes festgefahren habe – und die Tour komplett ausfallen musste. In Bad Karlshafen dagegen werde die Bushaltestelle Weser-Therme nicht mehr angefahren, zu häufig sei die nötige Wendefläche der Busse zugeparkt worden.
In Wiesbaden sind nach Angaben der Verkehrsgesellschaft ESWE Bus- und Umweltspuren regelmäßig betroffen, die den öffentlichen Nahverkehr beschleunigen sollen. „Aber leider gibt es immer wieder Verkehrsteilnehmer, die diese Spuren durch das Abstellen von Fahrzeugen blockieren und somit unsere Busse behindern. Dies führt teilweise zu erheblichen Nachteilen für unsere Fahrgäste, verlangsamt den Busverkehr und macht auch den Busfahrerberuf besonders herausfordernd“, teilte ein Sprecher mit. Man stehe dazu in Austausch mit den städtischen Ordnungsbehörden. Es würden Ideen gesammelt, um der Behinderung von Busspuren und Haltestellen entgegenzuwirken. Ein konkretes Projekt gebe es aber noch nicht.
Neuralgische Punkte benennt zudem die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG), darunter die Umgebung des Bergparks oder der Fulda. Vor allem bei Veranstaltungen gehe es hier sehr eng zu. An Engstellen in der Innenstadt sorge auch der Lieferverkehr für Probleme, wenn in zweiter Reihe geparkt werde und die Straßenbahn nicht vorbei komme. Verspätungen, Umleitungen und Fahrtausfälle wären vermeidbar, wenn beim Parken Rücksicht auf Gleise und Haltestellen genommen würde, sagte eine Sprecherin. Generell sei das Thema Falschparker im Bereich der KVG vorhanden, aber nicht gravierend.