Eine Kommunikationspanne zwischen zwei Stellwerken hat möglicherweise zu dem schweren Zugunglück von Meerbusch geführt, bei dem am vergangenen Dienstag (5. Dezember 2017) 41 Menschen verletzt wurden. Dies berichtet zumindest der Kölner Stadt-Anzeiger in seiner Montagsausgabe.
Nach Recherchen der Zeitung habe der Fahrdienstleiter des Stellwerks in Meerbusch-Osterath seinem Kollegen an der Abzweigung Weißenberg auf dessen Anfrage eine falsche Information übermittelt: Der Gleisabschnitt, den der Regional-Express (RE) der Linie 7 von Köln nach Krefeld befahren wollte, sei frei. Das war ein Irrtum: In diesem Abschnitt stand zu diesem Zeitpunkt der Güterzug, auf den der Regional-Express wenig später auffuhr. Warum dem Fahrdienstleiter offenbar dieser Fehler unterlief, ermittelt die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchungen (BEU). Da sich die Fahrstraße und das Signal für den Regional-Express aus Sicherheitsgründen nicht umstellen ließ, habe der Fahrdienstleiter in Weißenberg dem RE-Lokführer dann per schriftlichem Befehl die Vorbeifahrt am Halt zeigenden Signal erlaubt. Eine erneute Rückfrage bei seinem Kollegen, ob das Gleis tatsächlich frei ist, hat es offenbar nicht gegeben, schreibt die Zeitung.
Dem Bericht zufolge hatten die Fahrdienstleiter auf beiden Stellwerken relativ wenig Berufserfahrung. Sie seien als Quereinsteiger aus anderen meist technischen Berufen zur Deutschen Bahn gewechselt. Die Ausbildung für Quereinsteiger dauert zwischen fünf und sechs Monate, eine Regelausbildung für die Arbeit auf einem Stellwerk bis zu drei Jahre. Das Unglück hätte nach Informationen der Zeitung wesentlich schlimmere Folgen haben können. Dass der Aufprall des Regional-Express auf den Güterzug vergleichsweise glimpflich ablief, lag wohl auch daran, dass der Güterzug-Lokführer kurz zuvor per Hauptsignal einen Fahrbegriff erhielt und sich der Zug bereits in Bewegung gesetzt hatte. So war der Regional-Express nicht auf ein gebremstes, stehendes Hindernis geprallt.
red