Nach Zugunglück in Riedlingen: Übrige Waggons sollen geborgen werden


Die Waggons des Unglückszuges von Riedlingen liegen kreuz und quer über dem Gleis. Die Bergung soll nun abgeschlossen werden. Die Strecke wird aber noch einige Zeit gesperrt bleiben.

Nach dem Zugunglück von Riedlingen soll die Bergung des entgleisten Zuges voraussichtlich an diesem Dienstag abgeschlossen werden. Die Arbeiten liefen zum jetzigen Stand nach Plan, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Morgen. Bei der Bergung kommt auch ein Spezialkran zum Einsatz, ein Tieflader transportierte die Waggons ab. Beim Lagezentrum gab es am Morgen zunächst keine neuen Informationen zu den Ermittlungen nach dem Unfall, etwa zur Anzahl der Fahrgäste in dem Zug.

Die ermittelnden Behörden hatten die Bergungsarbeiten am Montag genehmigt. Nach deren Abschluss sollen Experten die Schäden an der Strecke prüfen. “Über die Dauer der Sperrung ist eine verlässliche Aussage erst möglich, nachdem die Begutachtung der Schäden erfolgt ist”, hieß es in einer DB-Mitteilung.

Die Bahn hat zwischen Munderkingen und Herbertingen einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Reisende sollen sich vor Antritt der Reise informieren.

Zugunglück kostete drei Menschen das Leben

Der Regionalexpress war am Sonntagabend in der Nähe von Riedlingen im Südosten Baden-Württembergs entgleist. Die Waggons rutschten zum Teil ineinander. Der Erste schob sich eine Böschung hoch und prallte gegen einen Baum – die Front wurde abgerissen. Bei dem Unglück kamen drei Menschen ums Leben: Neben dem 32 Jahre alten Lokführer starben ein 36-jähriger Bahn-Auszubildender und eine 70 Jahre alte Reisende.

Mehr als 40 weitere Menschen wurden nach Angaben der Polizei verletzt, einige schwer. Die Uniklinik Tübingen und das Alb-Donau Klinikum in Ehingen behandelten am Montag je eine lebensgefährlich verletzte Person auf der Intensivstation. Weitere Verletzte wurden unter anderem in der Uniklinik sowie im Bundeswehrkrankenhaus in Ulm versorgt.

Abwasserschacht übergelaufen

Auslöser des Unglücks war nach bisherigen Erkenntnissen ein Erdrutsch an einer Böschung. “Mutmaßlich lief durch den Starkregen, der sich im Bereich der Unfallörtlichkeit ereignete, ein Abwasserschacht über”, hieß es von Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Wassermassen hätten den Hangrutsch ausgelöst, was wiederum wohl die Entgleisung verursachte. Zum Zeitpunkt des Unglücks prasselten laut Deutschem Wetterdienst (DWD) Unmengen an Regen nieder.

Wie viele Menschen in dem Zug der Linie RE 55 saßen, ist nach wie vor unklar. Am Sonntag hatte die Bundespolizei von rund 100 gesprochen. Die Zahl könnte aber auch niedriger sein.

Gutachten und Fahrtenschreiber sollen helfen

Weitere Informationen sollen nun die Ermittlungen liefern. Ein geologischer Gutachter hat bereits Messungen am Hang durchgeführt. Außerdem wurde der Fahrtenschreiber des Zuges gesichert. Dieser zeichnet normalerweise verschiedene Daten wie etwa die Geschwindigkeit auf.

Es ist nicht das erste Ereignis dieser Art im Land: Im Juni 2024 entgleisten bei Schwäbisch Gmünd zwei Waggons eines ICE mit 185 Passagieren an Bord nach einem Erdrutsch. Nach damaligen Angaben wurde aber niemand verletzt.


dpa / EVN