Lebensgefährlich Verletzte nach Messerangriff am Hamburger Hauptbahnhof


Bei einem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof werden mehrere Menschen schwer verletzt. Eine Frau wird festgenommen. Die Polizei geht von ihr als einziger Täterin aus.

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Bei einem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof sind nach neuesten Angaben der Feuerwehr 17 Menschen verletzt worden. Vier von ihnen wurden lebensbedrohlich verletzt, sechs weitere schwer, sieben Menschen seien auf dem Bahnsteig leicht verletzt worden.

Eine 39 Jahre alte Frau wurde festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse gehe man davon aus, dass sie allein gehandelt habe, hieß es. “Die Ermittlungen zu den Hintergründen laufen auf Hochtouren.”

Sie sei eine Deutsche, es werde geprüft, ob sie sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden habe, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Er fügte hinzu: “Nach einer ersten Videosichtung gehen wir davon aus, dass die Frau allein gehandelt hat.” Weitere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.

Nach früheren Angaben der Polizei hatte eine Person auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 13 und 14 wahllos um sich gestochen. Polizei und Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot im Einsatz.

Stark besuchter Verkehrsknotenpunkt

Der Hamburger Hauptbahnhof gehört zu den am stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkten in Deutschland. Im freitäglichen Feierabendverkehr herrscht dort regelmäßig dichtes Gedränge. Im Hamburger Hauptbahnhof und im öffentlichen Personennahverkehr der Hansestadt ist das Mitführen von Waffen, auch Messern, verboten.

Wie ein dpa-Reporter beobachtet, stehen an Gleis 13/14 mehrere Polizisten vor einem ICE. An einer offenen Tür des Zugs sind mutmaßlich Passagiere zu sehen, die mit den Polizisten sprechen. Auf dem Gleis sind rot-weiße Absperrbänder angebracht. Am Nachbargleis 11/12 ruht der Verkehr.

Die Straßen Steintorbrücke und Steintordamm, die an der Südseite des Bahnhofs oberhalb der Gleise queren, wurden für den Straßenverkehr gesperrt. Treppen, die zu Gleisen hinabführen, sind von den Behörden blockiert.

Die Deutsche Bahn äußerte ihre “tiefe Bestürzung” über den Messerangriff. “Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Verletzten”, heißt es in einer Mitteilung.

Bürgermeister dankt Einsatzkräften

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat sich schockiert gezeigt über den Messerangriff. Die Tat sei erschütternd, schrieb der SPD-Politiker auf der Plattform X. “Vielen Dank an Polizei und Rettungskräfte für das schnelle Eingreifen.”

Tschentscher fügte an: “Die Täterin ist in Gewahrsam. Ich wünsche den Opfern der Tat viel Kraft und hoffe, dass auch die Schwerverletzten gerettet werden.” Tschentscher hatte nach der Tat auch mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) telefoniert.

Mehrere Messerattacken in diesem Jahr

In den vergangenen Monaten gab es in Deutschland bereits mehrere Messerattacken mit Schwerverletzten und Toten. In Bielefeld wurden so am vergangenen Wochenende mehrere Menschen vor einer Bar lebensgefährlich verletzt, ein tatverdächtiger Syrer wurde festgenommen. In Bremen verletzte ein aus Ghana stammender Mann im Februar auf dem Bahnhofsplatz einen 35 Jahre alten Mann mit einem Messer schwer.

In Schwerin wurde im Februar ein 17-jähriger Afghane bei einem Streit an einem Einkaufszentrum von einem Landsmann niedergestochen und starb. Im Januar griff ein mutmaßlich psychisch kranker Afghane in Aschaffenburg Kinder und Passanten an. Ein kleiner Junge und ein Familienvater wurden dabei tödlich, drei weitere Menschen schwer verletzt. Die Tat des ausreisepflichtigen Asylbewerbers hatte im Bundestagswahlkampf eine Debatte über eine schärfere Migrationspolitik entfacht.

Messer im Hauptbahnhof verboten

Der Hamburger Hauptbahnhof zählte laut Bundespolizei im Jahr 2022 zu den gefährlichsten Bahnhöfen in Deutschland. Inzwischen hat sich die Lage nach offiziellen Angaben verbessert.

Die Zahl der Gewalttaten sank am Bahnhof um knapp ein Viertel (24,2 Prozent) von 720 im Jahr 2023 auf 546 im vergangenen Jahr, wie die Bundesregierung im Februar auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion mitteilte. Allerdings verdoppelte sich die Zahl der Gewalttaten, bei denen ein Messer eingesetzt wurde, fast von 12 auf 23 Fälle.


dpa / EVN