Im Trierer Westen ist für 150 Millionen Euro eine Bahnstrecke für Personenzüge reaktiviert worden. Weitere zwölf potenzielle Strecken hat das Land im Blick.
Es ist ein Fest. In Trier wird die erste Reaktivierung einer Bahnstrecke in Rheinland-Pfalz seit dem Jahr 2015 gefeiert: Vom nächsten Montag an fahren nach mehr als 40 Jahren wieder Personenzüge über die sogenannte Trierer Weststrecke, die auf der linken Moselseite liegt.
Ein großer Vorteil für vier Stadtteile, die nun direkt an den Zugverkehr angeschlossen sind. Ein großes Plus auch für die vielen Pendler aus der Region, die eine bessere Verbindung nach Luxemburg bekommen. Rund 150 Millionen Euro hat die Reaktivierung der Strecke gekostet, die seit 1983 nur für den Güterverkehr genutzt wurde. Den Hauptbatzen trägt der Bund.
Mit dem neuen Angebot nach Luxemburg-Stadt, Wittlich und Saarburg werde “eine Lücke im öffentlichen Nahverkehr” geschlossen, sagte die rheinland-pfälzische Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne) beim Festakt. Dass der öffentliche Verkehr attraktiver werde, sei ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende und damit zum Klimaschutz.
Weitere stillgelegte Bahnstrecken in Prüfung
Derzeit würden weitere zwölf Strecken in Rheinland-Pfalz auf eine mögliche Reaktivierung für den Schienenpersonennahverkehr geprüft, sagte Eder. Zu den Kandidaten gehören etwa die Aartalbahn zwischen Diez und Wiesbaden, die Eifelquerbahn zwischen Gerolstein und Kaisersesch, die Hunsrückquerbahn sowie die Strecken Landau – Germersheim und Landau – Herxheim, außerdem Abschnitte der Glantalbahn.
Voraussichtlich vor der Sommerpause werde ein Ranking der Reaktivierungskandidaten vorgestellt, sagte ein Ministeriumssprecher. Dabei handelt es sich um eine Rangliste, mit deren Hilfe anschließend der Landtag entscheiden soll, welche Strecken in welcher Reihenfolge reaktiviert werden könnten.
Derzeit finden die letzten Betrachtungen der betroffenen Bahnstrecken durch die beiden Zweckverbände Nord und Süd statt, sagte der Sprecher weiter. Zunächst hatte dieses Ranking 2024 vorliegen sollen.
Ranking bedeutet nicht sofortige Umsetzung
Bei der Umsetzung müssten allerdings wegen der hohen Kosten Prioritäten gesetzt werden, hatte Eder zuvor gesagt. Das Verfahren fuße auf vom Bund vorgesehenen Standards, bei denen es um den volkswirtschaftlichen Nutzen im Verhältnis zu den Kosten gehe. Wenn die Kriterien des Bundes erfüllt seien, übernehme dieser 90 Prozent der Kosten.
Es könnten nicht alle für eine Wiederinbetriebnahme infrage kommenden Bahnstrecken direkt reaktiviert werden, heißt es in einer Präsentation des Ministeriums. Und auch wenn das Ranking vorliege, seien immer noch “Aktualisierungen” möglich, die diese Reihenfolge wieder verändern könnten.
Die zusätzlichen Kriterien für die Prioritäten des Landes seien vor allem das CO2-Einsparpotenzial, die Fahrgastzahlen, die Einbindung in das bestehende Netz und die Erschließung des ländlichen Raums.
Umstieg auf Bahn bei gutem Angebot
Ralf Thieme vom Vorstand Personenbahnhöfe DB InfraGo AG betonte in Trier: “Wir wollen mehr Menschen zum Umstieg auf die klimafreundliche Schiene bewegen. Dafür brauchen wir ein attraktives Angebot – gerade auch abseits der großen Ballungsräume.”
Auf der 19 Kilometer langen Trierer Weststrecke sind vom 3. März an zwei regionale Linien unterwegs. Für die RB 83 von Wittlich über Trier nach Luxemburg stellt die luxemburgische Eisenbahngesellschaft CFL Doppelstock-Elektrotriebzüge zur Verfügung.
Luxemburg werde seine “Kooperationsbemühungen fortsetzen”, um die Bahnverbindungen in der Region noch weiter zu verbessern, sagte der Leiter der Abteilung Eisenbahn im Verkehrsministerium Luxemburg, Raphaël Zumsteeg. Mehr als 50.000 deutsche Grenzgänger arbeiten in Luxemburg.
Für den Ausbau und die Modernisierung der Weststrecke sind in zwei Jahren fünf neue Bahn-Stationen und drei Brücken neu gebaut und 10.400 Meter Schienen verlegt worden. Die Inbetriebnahme hatte sich zuletzt verzögert. Nach der Betriebsaufnahme stehen noch einige Restarbeiten an, hieß es.
Landesweit mehr als 120 Kilometer reaktiviert
Laut Mobilitätsministerium sind in den vergangenen Jahrzehnten in Rheinland-Pfalz mehr als 120 Kilometer stillgelegte Bahnstrecken reaktiviert worden. Auch die Schienenstrecke Homburg – Zweibrücken solle von Dezember 2028 an wieder befahren werden.
Die Allianz pro Schiene kritisierte, dass es bundesweit zu langsam voran gehe. Zwischen 2015 und 2023 seien pro Jahr durchschnittlich nur 24 Kilometer Schienenstrecke reaktiviert worden. Bis zum Jahr 2030 könnten nach positiven Machbarkeitsstudien weitere 1.357 Kilometer reaktiviert werden. Dies würde aber bedeuten, dass sich das aktuelle Reaktivierungstempo gut verachtfachen müsse. Also 194 Kilometer statt 24 Kilometer pro Jahr.

dpa