In Sachsen-Anhalt erwartet die Politik von der Bahn mehr Zuverlässigkeit. Die Züge sollen pünktlicher rollen. Was sagt der Bahnvertreter dazu?
In Sachsen-Anhalt haben Verkehrspolitiker parteiübergreifend die anhaltenden Verspätungen bei der Deutschen Bahn kritisiert. “Das Pünktlichkeitsproblem ist das Hauptproblem”, sagte der CDU-Politiker Detlef Gürth im Infrastrukturausschuss des Landtags. Wenn die Pünktlichkeit wieder garantiert werde, würden die Menschen auch erneut vermehrt die Bahn nutzen. Von Magdeburg aus müsse man häufig umsteigen, wenn man einen ICE nutzen wolle und diese Anschlüsse würden etwa in Braunschweig zu häufig verpasst, so Gürth.
Auch andere Abgeordnete übten Kritik. Kerstin Eisenreich (Linke) sagte, die Bahn sei unzuverlässig. Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann forderte, die Bahn müsse verlässlich und pünktlich sein. Falko Grube (SPD) monierte wie Gürth, dass die Anbindung von Braunschweig nach Magdeburg häufiger nicht funktioniere.
Verbesserungen auf Strecke Halle-Kassel geplant
Seit diesem Jahr weist die Bahn jeden Monat die sogenannte Reisendenpünktlichkeit im Fernverkehr aus. Sie misst, wie viel Prozent der Fahrgäste im jeweiligen Zeitraum ihr Reiseziel pünktlich, das heißt mit einer Verzögerung von höchstens 14 Minuten und 59 Sekunden, erreicht haben. Im September war etwa mehr als jeder dritte Fernzug mit Verspätung unterwegs. Die Pünktlichkeitsquote bei den ICE- und IC-Zügen lag bei 62,4 Prozent.
Der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Martin Walden, begründete die hohe Unpünktlichkeit mit der maroden Infrastruktur und den zahlreichen Baustellen, die deshalb notwendig sind. Dennoch seien die Pünktlichkeitswerte inakzeptabel, räumte er ein.
Mit einem großangelegten Sanierungsprogramm sollen in den kommenden Jahren wichtige Strecken grundlegend modernisiert werden. Walden verwies jedoch auch darauf, dass der Zustand der Bahninfrastruktur in Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich noch verhältnismäßig gut sei. Das Land liege auf Platz zwei nach Thüringen, sagte Walden. Viele Verspätungen würden aus anderen Teilen Deutschlands nach Sachsen-Anhalt hineingetragen und könnten dann nicht mehr kompensiert werden, so der Konzernbevollmächtigte.
Walden kündigte an, dass Verbesserungen unter anderem auf der Strecke von Halle Richtung Kassel geplant sind. Wegen Personalmangels konnten dort zuletzt immer wieder Stellwerke nicht besetzt werden, es kam zu Zugausfällen und Verspätungen. Mit der Digitalisierung von Stellwerken solle Personal eingespart werden, das aufgrund des Fachkräftemangels ohnehin schwer zu finden sei, so Walden.
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dpa