Der Personalmangel bei Lokführern ist akut – täglich warten Pendler deshalb vergeblich auf ihren Zug. Nun will die Branche gezielt Arbeitskräfte umwerben, die nur einen Teilzeit-Job suchen.
Wegen des massiven Personalmangels im Schienenverkehr wirbt die Branche nun auch gezielt um Teilzeit-Lokführer. Im Oktober beginne ein erster Kurs, in dem sich Quereinsteiger in Teilzeit zum Lokführer umschulen lassen können, sagte der Projektleiter des Landesprogramms Fokus Bahn, Heinrich Brüggemann. “In Zeiten des Fachkräftemangels ist Flexibilität gefragt. Wir müssen die Einstiegsbedingungen den Bedürfnissen der Menschen anpassen.” Mit der Ausbildung in Teilzeit hofft die Bahn-Branche, vor allem Frauen aber auch Männer in der Familienphase für einen Job in der Lok zu begeistern.
Der akute Personalmangel bei Lokführern ist ein Hauptgrund dafür, dass die Zuverlässigkeit der Regionalzüge und S-Bahnen in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr einen neuen Tiefpunkt erreicht hat. Rund jeder siebte Zug fiel laut dem Qualitätsbericht Schienenverkehr 2023 ganz aus. Seit fünf Jahren bündeln das Land und elf Bahnunternehmen in NRW deshalb in der Initiative “Fokus Bahn” ihre Bemühungen bei der Personalgewinnung.
“Mit dem Teilzeit-Angebot erschließen wir uns eine große Gruppe schulisch und beruflich gut ausgebildeter Arbeitskräfte”, sagte Brüggemann. “Möglicherweise sind es überwiegend Frauen, die so in den Beruf kommen könnten.” Bislang tut sich die Bahn-Branche extrem schwer, Frauen als Lokführerin zu gewinnen.
Für viele Bahnunternehmen seien Teilzeit-Modelle noch Neuland. Weil sich Lokführer während eines Arbeitstages relativ weit von ihrem Wohnort entfernen, sei es organisatorisch nicht ganz einfach, dass sie nach kürzeren Arbeitstagen wieder am Ausgangsort Feierabend machen können. “Andererseits können wir zusätzliche Kräfte für ein paar Stunden in den Stoßzeiten, wenn viele Pendler auf die Arbeit oder wieder zurück nach Hause wollen, sehr gut brauchen”, sagt Brüggemann.
Die meisten Lokführer machen keine klassische Ausbildung in der Bahn-Branche, sondern kommen aus einem anderen Beruf und schulen mit einem 12-monatigen Kurs um. Die Teilzeit-Umschulung wird 16 Monate dauern – dafür müssen die angehenden Lokführer auch nur fünf Stunden pro Tag lernen. Der erste Kurs soll im Oktober starten.
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dpa