BERLIN | Mit dem ermäßigten Ticket sieht sich Berlin als Vorreiter. Senat und BVG haben aber noch andere Pläne. Das betrifft den Ausbau des U-Bahnnetzes genauso wie den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Das viel diskutierte 29-Euro-Ticket für Busse und Bahnen in Berlin kommt zum 1. Juli. Das kündigte Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) am Dienstag nach einer Sitzung des Senats an. Der Vorverkauf für das Ticket für den AB-Bereich, das nur im Abonnement erhältlich sein soll, beginnt am Dienstag nächster Woche, sagte Schreiner bei einem Besuch des Senats bei der U-Bahnleitstelle der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in Lichtenberg.
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) ergänzte, das Ticket solle dazu beitragen, dass das Leben in Berlin bezahlbar bleibe. Es solle auch denen Mobilität ermöglichen, für die das bundesweit gültige 49-Euro-Ticket zu teuer sei und die weder ein Jobticket noch ein Sozialticket nutzen könnten. Berlin sei dabei Vorreiter – deutschland- und europaweit. Das ermäßigte Tickte sei aber ein Beitrag, auf dem Weg zur Klimaneutralität, die Berlin noch vor 2045 anpeilt. Das Ziel sei, dass künftig mehr Berlinerinnen und Berliner den ÖPNV nutzen.
Über die Einführung des 29-Euro-Tickets, das es parallel zum bundesweit gültigen 49-Euro-Ticket geben soll, war lange diskutiert worden. Die Berliner SPD hatte im Wahlkampf vor der Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl 2023 dafür geworben. Zuletzt hatte es auch aus der CDU angesichts der Haushaltslage skeptische Stimmen gegeben – inzwischen haben sich beide Koalitionsparteien aber verständigt.
Verkehrssenatorin Schreiner hatte noch eine Neuigkeit zu verkünden: Auch für die ersten Schritte beim möglichen Ausbau der U-Bahnlinie 8 ins Märkische Viertel hat der Senat den Weg frei gemacht. Die Verlängerung sei den Menschen dort schon seit 40 Jahren versprochen worden, so die CDU-Politikerin. Verkehrsverwaltung und BVG haben nun eine entsprechende Vereinbarung über die Finanzierung der ersten Planungsphasen geschlossen. Dazu gehört etwa die Prüfung, ob die U-Bahn dort tatsächlich das sinnvollste Verkehrsmittel im Vergleich zu anderen ist und die Nutzen-Kosten-Prüfung.
Erst wenn positive Ergebnisse vorliegen, stehen die nächsten Planungsschritte an – beschlossen ist noch nichts. Weitere Linien, die Schwarz-Rot für eine Verlängerung ins Auge gefasst hat, sind die U3 und die U7. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) wies darauf hin, dass der Ausbau des Streckennetzes ausdrückliches Ziel des Senats sei. Gerade mit Blick auf die Außenbezirke gebe es dabei noch Luft nach oben.
Gleichzeitig blickt die BVG bereits noch weiter in die Zukunft: Künstliche Intelligenz und Autonomes Fahren sind dabei zentrale Stichworte. So hat die BVG ein sogenanntes Memorandum of Understanding mit der Volkswagentochter Moia über ein Pilotprojekt geschlossen, bei dem ab 2025 der Einsatz selbstfahrender Kleinbusse getestet werden soll. Die Fahrzeuge von Volkswagen sind mit Kameras, Radar und sogenannten Lidaren, laserbasierten Sensoren, ausgestattet und sollen auf diese Weise das Verkehrsgeschehen um sie herum wahrnehmen.
Ein vergleichbares Projekt ist im vergangenen Herbst in Hamburg gestartet, bei dem die Fahrzeuge mit bis zu 50 km/h in einzelnen Stadtteilen unterwegs sind. Gedacht sind sie nicht als Ersatz für Busse und Bahnen, sondern im Gegenteil als Ergänzung: Sie sollen die Entscheidung für den ÖPNV leichter machen, indem sie ermöglichen, die Lücke im Angebot bis zum nächsten U-Bahn- oder S-Bahnhof zu schließen. In der Testphase sind die Fahrzeuge allerdings noch nicht komplett selbstständig unterwegs, sondern mit zwei Sicherheitsfahrern an Bord, die das Verkehrsgeschehen im Blick behalten.
Berlin wächst, die Ansprüche der Menschen an den ÖPNV wachsen auch. Senat und BVG wollen deshalb eine gemeinsame Mobilitätsstrategie «Berlin 2035» erarbeiten. KI könnte in dem Zusammenhang künftig bei der BVG an verschiedenen Stellen zum Einsatz kommen: Als ein Beispiel nannte Giffey, die auch BVG-Aufsichtsratsvorsitzende ist, die Auslastungs- und Streckenoptimierung.
dpa