BERLIN | Nach dem 20-stündigen Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) läuft der Bahnverkehr in Deutschland seit den frühen Morgenstunden wieder weitgehend rund.
“Die Züge im Fern- und Regionalverkehr fahren seit Betriebsbeginn am frühen Morgen wieder nahezu überall nach dem regulären Fahrplan”, teilte die Bahn am Freitagmorgen mit. Der Tarifkonflikt zwischen der DB und der GDL ist damit aber noch lange nicht gelöst – kommende Woche könnte es in die nächste Verhandlungsrunde gehen. Die Bahn will jedenfalls an dem vereinbarten Gesprächstermin festhalten, wie am Donnerstagabend aus Konzernkreisen verlautete.
Die Verhandlungen am Donnerstag und Freitag fänden “selbstverständlich” statt, hieß es. Anders sei das nur dann, wenn die GDL am Verhandlungstermin selbst streiken sollte. Im Sinne der Mitarbeiter und der Fahrgäste gehe es der Bahn um eine Lösung am Verhandlungstisch.
Eigentlich wollten beide Seiten bereits in dieser Woche zur zweiten Verhandlungsrunde zusammenkommen. Nach der Warnstreikankündigung der GDL hatte die Bahn die Gespräche allerdings abgesagt und betont, es könne keine Verhandlungen bei gleichzeitigem Arbeitskampf geben.
Der Warnstreik dauerte von Mittwochabend, 22.00 Uhr, bis Donnerstagabend, 18.00 Uhr an. Er zwang die Bahn dazu, im Fernverkehr mit einem Notfahrplan zu agieren. Dieser sah zwar einige Fahrten mit besonders langen ICE vor, 80 Prozent der eigentlich vorgesehenen Fahrten musste aber ausfallen. Im Regionalverkehr fuhr in manchen Regionen so gut wie gar kein Zug.
Auch für die ersten Stunden nach Warnstreik-Ende rechnete die Bahn noch mit Ausfällen und Verzögerungen. Am Freitag erwartet der bundeseigene Konzern volle Züge: “Da der heutige Freitag ein sehr nachfragestarker Tag ist und viele Fahrgäste ihre Reise wegen des GDL-Streiks auf heute verschoben haben, empfehlen wir im Fernverkehr dringend eine Sitzplatzreservierung”, hieß es.
Mit dem 20-Stunden-Warnstreik hat die GDL früh in den laufenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn versucht, den Druck zu erhöhen. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 555 Euro mehr pro Woche sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Als Knackpunkt gilt vor allem die Forderung nach einer Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn lehnt das als unerfüllbar ab.
Die erste Verhandlungsrunde war vergangene Woche ohne inhaltliche Annäherung zu Ende gegangen. Beide Seiten verständigte sich aber einige weitere Gesprächstermine. Die GDL hat bisher aber noch nicht gesagt, ob sie die Termine in der kommenden Woche wahrnehmen oder womöglich erneut streiken will.
dpa / EVN