Mann mit Koffer voller Waffen am Hamburger Hauptbahnhof festgenommen


HAMBURG | Mit einem Großaufgebot hat die Bundespolizei am Wochenende Menschen am Hamburger Hauptbahnhof auf Waffen kontrolliert. Neben kleineren Delikten gelang ihnen ein großer Coup.

Bundespolizisten haben am Hamburger Hauptbahnhof bei Kontrollen am Samstagabend einen 20-Jährigen mit einem Koffer voller Waffen festgenommen. Darunter waren Macheten, Messer und ein Beil, wie ein Sprecher der Polizei auf Anfrage bestätigte. Der 20-Jährige sitzt nun in Untersuchungshaft. Da der Mann der Polizei bekannt ist und als gewaltbereit gilt, wurde außerdem mit einem Großaufgebot seine Wohnung in Hamburg-Hausbruch am Sonntagmorgen durchsucht.

Gegen 5.30 Uhr stürmten schwer bewaffnete Beamte der Bundespolizei und Landespolizei die Wohnung des 20-Jährigen. Auch der Staatsschutz wurde informiert. Dabei stellten die Beamten einen Teleskopstab sicher.

Von Freitagabend bis Sonntagabend waren Waffen und Messer aller Art am Hamburger Hauptbahnhof verboten. Aufgrund der jüngsten Kriminalitätsentwicklung hatte die Bundespolizei eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. Bei den Kontrollen waren 120 Polizeibeamte im Einsatz, es wurden 650 Personen kontrolliert. Dabei stellten die Beamten 14 Verstöße gegen die Allgemeinverfügung fest. Unter anderem wurden fünf Einhandmesser, ein Reizstoffsprühgerät, ein Elektroschocker und ein Outdoorbeil gefunden.

“Jedes aufgefundene Messer ist ein gutes Messer”, sagte der Sprecher der Bundespolizeidirektion Hannover, Jörg Ristow, der dpa. Der Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, Michael Schuol, wertete den Einsatz als “sehr erfolgreich”. “Obwohl wir wieder Verstöße zu verzeichnen hatten, zeigen die flexiblen Schwerpunkteinsätze ihre präventive Wirkung und unsere Präsenz wird von Reisenden mehrheitlich begrüßt.”

Zuwiderhandlungen können einen Platzverweis, ein Bahnhofsverbot oder auch einen zukünftigen Beförderungsausschluss nach sich ziehen. Bei uneinsichtigen Personen ist nach den Angaben auch ein Zwangsgeld möglich. Die Bundespolizei begründet das Verbot damit, dass allein im ersten Quartal bereits 17 gefährliche Gegenstände im Zusammenhang mit Gewaltdelikten genutzt worden seien.

Laut einem Bericht der Welt am Sonntag wurden am Hamburger Hauptbahnhof nach Daten der Bundespolizei bis Ende April dieses Jahres bereits 145 Körperverletzungen, 31 gefährliche Körperverletzungen und 18 gefährliche Körperverletzungen mit gefährlichen Gegenständen gezählt. Zudem seien allein dort in den ersten vier Monaten dieses Jahres bereits 924 Diebstähle aktenkundig geworden – fast so viel wie im gesamten Jahr 2021.

“Bahnhöfe stellen immer einen besonderen kriminalgeografischen Raum dar”, zitiert die Welt am Sonntag den Chef der zuständigen Bundespolizeiinspektion, Jan Müller. “Hier treffen die gesellschaftlichen Gegensätze aufeinander.”

Der Hamburger Hauptbahnhof gilt als der mit den meisten Gewaltdelikten bundesweit. Zugleich ist er laut Deutscher Bahn mit seinen täglich rund 550.000 Fahrgästen neben dem Pariser Bahnhof Gare du Nord der meistfrequentierte Bahnhof Europas.


dpa