KÖLN | Der Regionaltriebzug, der am 5. Dezember 2017 bei einer Zugkollision schwer beschädigt wurde, ist seit wenigen Tagen wieder im Einsatz.
Die Instandsetzung des Fahrzeugs sei nicht nur eine technische, sondern auch eine logistische und politische Herausforderung gewesen, teilte das Eisenbahnunternehmen National Express kürzlich mit. Denn die Produktion dieser Baureihe ist mittlerweile eingestellt, der frühere Zughersteller Bombardier wurde von Alstom übernommen. Letztendlich mussten für sämtliche Ersatzteile Einzelanfertigungen beauftragt oder aufwendige Reparaturen selbst durchgeführt werden, erklärte der Projektverantwortliche von National Express, Fabian Berner. Im Rahmen des Projekts seien Firmen in Brandenburg und Produktionsstätten in Tschechien besucht worden.
„Es mussten für uns ganze Produktionsketten umgestellt werden. Die Gesamtlänge der neu produzierten Wagenkästen beträgt 36 Meter, das ist kein Unterfangen, das man ohne besondere Planung und Ressourcen bewältigen kann“, so Berner. Ebenfalls neu instandgesetzt werden musste das gesamte Innenleben. Anschließend mussten alle Komponenten die gleichen Tests zur Betriebssicherheit bestehen, wie bei einem Neufahrzeug. Die Wiederinbetriebnahme einschließlich aller Tests habe ein halbes Jahr gedauert.
Laut Mitteilung von National Express stehen dem Kölner Bahnunternehmen nun wieder alle 35 Fahrzeuge für das Netz der RB 48 und RE 7 zur Verfügung. Die erste Betriebsfahrt des Unfallzuges übernahm am 7. März Lokführer Benjamin Ritter. Er war es auch, der den Zug in der Unfallnacht steuerte. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit diese Fahrt zu übernehmen“, sagte Ritter. Am Unfalltag hatte er durch seine schnelle Reaktion wohl Schlimmeres verhindert, als sein Zug auf einen gerade anfahrenden Güterzug – der sich ebenfalls auf dem Streckenabschnitt befand – auffuhr. Laut Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) war die Kollision durch eine Verkettung menschlicher Faktoren beim Schienennetzbetreiber DB Netz entstanden.
„Ritters Handlungsschnelligkeit erlaubte die Einleitung einer Schnellbremsung des Zuges, wodurch die Folgen des Ereignisses deutlich gemildert wurden“, teilte National Express weiter mit. Er und Zugbegleiter Thomas Wiese wurden 2019 mit dem Sonderpreis „Eisenbahner mit Herz“ von der Allianz pro Schiene ausgezeichnet. Sie kümmerten sich damals unmittelbar nach dem Unfall um verletzte Fahrgäste, obwohl sie selbst unter Schock standen.
EVN