Bahnhofsvorsteher gibt Fehler zu – Ursachensuche nach Zugunglück in Griechenland läuft


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ATHEN | Nach der verheerenden Kollision zweier Züge in Griechenland mit mindestens 57 Toten und über 70 Verletzten wollen die Behörden das Unglück vollständig aufklären.

Ein Personenzug mit rund 350 Menschen an Bord war in der Nacht auf Mittwoch auf demselben Gleis wie ein entgegenkommender Güterzug unterwegs, als es zu dem Unfall kam. Jetzt gilt es, die Opfer zu identifizieren. Viele der Leichen sind verbrannt und können nur per DNA-Analyse identifiziert werden, die Opferzahl dürfte also noch steigen. Auch Tattoos und Kleider dienten bei der Suche nach der Identität der Opfer als wichtige Hinweise, berichten griechische Medien. Zeitgleich läuft die Ursachenforschung auf Hochtouren. Der Bahnhofsvorsteher, der am Dienstagabend am Bahnhof der Stadt Larisa in Mittelgriechenland verantwortlich war, soll eingestanden haben, die Weichen falsch gestellt zu haben.

“Ich habe einen Fehler gemacht und den Personenzug auf dieselbe Schiene wie den entgegenkommenden Güterzug geschickt”, soll der 59 Jahre alte Eisenbahner zu Protokoll gegeben haben, wie der Staatssender ERT am Mittwochabend unter Berufung auf Polizeikreise berichtete. Der Mann war bereits am Vormittag festgenommen worden.

Doch das dürfte noch längst nicht das Ende der Ermittlungen sein. Schon kurz nach dem schweren Unfall kam Kritik von Eisenbahnern und deren Gewerkschaft auf, dass das elektronische Leitsystem auf der Strecke zwischen Athen und Thessaloniki schon länger nicht arbeite. Deshalb seien die Bahnhofsvorsteher dafür verantwortlich, die Züge quasi von Hand zu koordinieren.

In einer Rede an das Land sicherte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis den Menschen am Mittwochabend zu, die Umstände des Unglücks vollständig aufklären zu lassen. Alles weise darauf hin, dass es hauptsächlich auf einen „tragischen menschlichen Fehler“ zurückzuführen sei. Eine unabhängige, überparteiliche Kommission solle klären, warum die notwendige Modernisierung der griechischen Bahnen in den vergangenen Jahren ausgeblieben sei.

Kurz nach dem Zugunglück war Verkehrsminister Kostas Karamanlis zurückgetreten. Er fühle sich verpflichtet, die Verantwortung für die Fehler des griechischen Staates zu übernehmen. Das sei das Mindeste, um den Familien der Opfer Respekt zu zollen, begründete er den Schritt.

Bei den Opfern handelt es sich übereinstimmenden Berichten zufolge hauptsächlich um junge Menschen. Viele seien nach einem Feiertag aus dem verlängerten Wochenende gekommen und auf dem Weg zur Universität in Thessaloniki gewesen.

Aus Protest gegen den maroden Zustand der griechischen Bahnen sind die Eisenbahner landesweit in einen 24-stündigen Streik getreten. Auch zwei der drei U-Bahnlinien von Athen werden bestreikt, wie Medien berichteten.


EVN / dpa

Anmerkung der Redaktion: Die Zahl der Todesopfer wurde aktualisiert. (Stand: 2. März 2023, 20:07 Uhr)