BERLIN | Auf der Bahnstrecke zwischen Berlin und Halle an der Saale gab es bis vor Kurzem offenbar kaputte Betonschwellen – ICE-Züge fahren dort üblicherweise mit bis zu 200 Stundenkilometern.
Die betroffenen Schwellen sollen starke, durchgehende Querrisse aufgewiesen haben, berichtete kürzlich der Tagesspiegel. Die Zeitung beruft sich dabei auf zugespielte Fotos und Informationen eines Eisenbahners. Der rund einen Kilometer lange Streckenabschnitt habe sich demnach bei Niedergörsdorf nahe Jüterbog (Brandenburg) befunden. Die Betonschwellen im betroffenen Bereich seien in der vergangenen Woche ausgetauscht worden, wie es hieß.
Der Bericht zitiert auch aus einem internen Schreiben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), in dem geraten wird, Spannbetonschwellen des Herstellers MS, die zwischen 2004 und 2010 gebaut wurden, zu untersuchen.
Bei der Entgleisung eines Regionalzuges nahe Garmisch-Partenkirchen (Bayern) am 3. Juni waren fünf Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück könnte nach Ansicht einiger Bahnexperten durch vorgeschädigte Bahnschwellen mitausgelöst worden sein. Die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft und der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) laufen noch.
Mängel am Gleisoberbau können mitunter zu schweren Zugunglücken führen. Als Reaktion auf den damaligen Unfall kündigte die Deutsche Bahn (DB) Mitte Juli an, rund 200.000 Schwellen bundesweit überprüfen zu wollen. Betroffen seien etwa 0,25 Prozent aller Betonschwellen im DB-Schienennetz. Wo genau die unter Verdacht stehenden Schwellen allerdings verbaut sind, verriet das Unternehmen bislang nicht. Der Bundesverband Schienennahverkehr bezeichnete das Verhalten der Bahn-Infrastrukturtochter DB Netz kürzlich als intransparent.