Am Montag (9. Oktober 2017) erreichte ein Güterzug, gezogen von einer 1200 PS starken Lok der Baureihe V100, den Passauer Güterbahnhof. Wie der Förderverein Ilztalbahn e.V. mitteilt, war dies der erste Holzzug, der seit über 20 Jahren wieder auf der Strecke der Ilztalbahn verkehrte. Die Ladung des Zuges umfasste zehn voll beladene Wagen mit Schadholz von einem schweren Sturm im August aus dem Bayerischen Wald. Durchgeführt wurde der erste Transport auf der Infrastruktur der Ilztalbahn GmbH durch ein bayerisches Unternehmen. Ab Passau wurde der Zug durch ein anderes Bahnunternehmen übernommen und zu Bauholzverarbeitenden Werken in Deutschland und den europäischen Nachbarländern transportiert.
Nach Angaben des Fördervereins Ilztalbahn e.V. könnten Prognosen zufolge bis zu 100.000 Festmeter Langholz im Laufe der nächsten Monate auf der Schiene transportiert werden – damit werde auch das Straßennetz entlastet. Die dafür benötigten LKWs würden aneinandergereiht eine Kolonne von Passau bis Freyung und zurück bilden. Der Güterverkehr auf der Schiene bietet dabei durch den im Vergleich zur Straße um 90 % geringeren Rollwiderstand zwischen Stahlrad und Stahlschiene und die elektrische Traktion im Hauptlauf einen deutlichen Umwelt- und Kostenvorteil zum LKW.
Mit Start des Güterverkehrs werden die Bemühungen des Fördervereins Ilztalbahn e.V. zur Reaktivierung und zur dauerhaften Sicherung der 2002 bereits temporär stillgelegten Bahnstrecke belohnt. Erst im Frühjahr 2017 musste die Sanierung eines schweren Hangrutsches komplett mit privatem Kapital finanziert werden. Die Vorhaltung dieser wertvollen öffentlichen Infrastruktur erfolgt bisher ohne finanzielle Beteiligung des Freistaats Bayern alleine auf ehrenamtlicher Basis durch Bürger aus der Region.
Mit den Holzverkehren ist die zweite Stufe des Geschäftsmodells der Ilztalbahn GmbH – die Aufnahme des regelmäßigen Güterverkehrs – erreicht.
Stufe 1 – der touristische Ausflugsverkehr an allen Wochenenden im Sommerhalbjahr – wird bereits seit 2011 erfolgreich durchgeführt. Hier verkehren moderne Dieseltriebwagen nach einem dichten Fahrplan auf der fast 50 km langen Bahnstrecke zwischen Passau, Waldkirchen und Freyung. Anschlussbusse stellen die Verbindung zum Nationalpark Bayerischer Wald und zum Tschechischen Bahnnetz her. In jeder ITB-Saison werden zehntausende Fahrgäste befördert.
Stufe 3 sieht die Wiederaufnahme des täglichen Schienenpersonennahverkehrs auf der Ilztalbahn vor. Hier sei vor allem die lokale Politik gefordert, so der Verein, ein deutliches Signal für Bahnverkehre und zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes, des Tourismus und der Attraktivität einer ganzen Region zu setzen.
Noch bis 22. Oktober verkehren die Personenzüge der ehrenamtlich betriebenen Ilztalbahn jeden Samstag und Sonntag auf der landschaftlich einmaligen Strecke zwischen Passau, Waldkirchen und Freyung. Am letzten Betriebswochenende 21./22. Oktober kommt zum Saisonabschluss der rote Schienenbus zum Einsatz. Am 21. Oktober feiert die Ilztalbahn zudem ihr 125-jähriges Bestehen der Bahnstrecke mit einer Festveranstaltung im Waldkirchner Bürgerhaus unter der Schirmherrschaft von Staatsminister Helmut Brunner.
red/Ilztalbahn