BERLIN | Für 29 Euro im Monat durch den Berliner Tarifbereich AB fahren – ab Montag ist das wieder möglich. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Fahrschein für die Hauptstadt.
Deutschlandticket oder doch lieber das Berliner 29-Euro-Ticket? Diese Frage dürften sich zuletzt viele Menschen in der Hauptstadt gestellt haben. Denn der neue Fahrschein lockt bisher wohl nur wenige Menschen in Busse und Bahnen, die zuvor auf andere Verkehrsmittel gesetzt haben. “Berliner wechseln vom 49- zum 29-Euro-Ticket, ohne dass es im nennenswerten Maße echte Neukunden gibt”, sagte kürzlich Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) der Berliner Zeitung.
Doch das Extra-Angebot für den öffentlichen Berliner Stadtverkehr hat es auf Wunsch der SPD in den Berliner Koalitionsvertrag geschafft und wird nun umgesetzt. Nach Angaben des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg wurden bisher rund 150.000 sogenannte Berlin-Abos verkauft.
Doch in welchen Fahrzeugen gilt das Ticket? Und wie schnell ist es kündbar? Die wichtigsten Fragen und Antworten vor dem Start am Montag:
In welchen Verkehrsmitteln wird das 29-Euro-Ticket gelten?
Der gesamte öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), also Regionalbahnen, S-Bahnen, U-Bahnen, Trams, Busse und einige Fähren können mit dem 29-Euro-Ticket genutzt werden – allerdings immer nur im Tarifbereich AB. Wer weitere Fahrten machen möchte oder zum Flughafen muss, braucht ein Zusatzticket. Das 29-Euro-Ticket soll eine günstige Alternative zum Deutschlandticket sein, mit dem für 49 Euro im Monat der gesamte ÖPNV bundesweit genutzt werden kann.
Fallen damit alle anderen Abos wie etwa die BVG-Umweltkarte weg?
Nein, denn die Abos unterscheiden sich in den Details vom 29-Euro-Ticket und haben je nach Verwendungszweck ihre Vorteile. Die Umweltkarte ist zum Beispiel übertragbar, zudem kann abends und am Wochenende auch ein Erwachsener zusätzlich auf dem Ticket mitgenommen werden – beides ist mit dem 29-Euro-Ticket nicht möglich. Der neue Fahrschein erlaubt aber die Mitnahme eines Kindes unter sechs Jahren oder eines Hundes.
Wo kann das Ticket gekauft werden?
Erhältlich ist das 29-Euro-Ticket zum Beispiel in den Online-Abo-Bereichen auf den Seiten der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und der Berliner S-Bahn. Auch in den BVG-Kundenzentren wird es verkauft. Ausgegeben wird es als Handyticket oder alternativ als Chipkarte. In der BVG-App wird es zunächst nicht zu kaufen sein, da es sich um ein Abo handelt. Auch an Automaten kann es deshalb nicht gelöst werden.
Ist das 29-Euro-Ticket monatlich kündbar?
Nein, das Ticket ist mit einer Mindestlaufzeit von zwölf Monaten versehen. Erst nach dem ersten Jahr kann monatlich gekündigt werden. Der Wechsel oder der Neueinstieg in das sogenannte Berlin-Abo ist zum 1. eines Monats möglich, wobei das Abo laut VBB stets bis zum 10. des Vormonats bestellt werden muss, unabhängig davon, ob man das Ticket auf dem Handy oder als Chipkarte nutzen möchte.
Wieso wird das Ticket wieder eingeführt?
Bereits von Oktober 2022 bis April 2023 konnte der Tarifbereich AB für 29 Euro im Monat abgefahren werden. Das Ticket wurde damals als Nachfolger des bundesweiten 9-Euro-Tickets eingeführt und sollte den Menschen Entlastung in Zeiten gestiegener Lebenshaltungskosten verschaffen. Mit der Einführung des bundesweiten Deutschlandtickets lief das 29-Euro-Ticket dann aus.
Die SPD machte vor der Abgeordnetenhauswahl 2023 intensiv Wahlkampf mit dem 29-Euro-Ticket und versprach eine Wiedereinführung. Dieses Wahlversprechen wird nun eingelöst. Sowohl die frühere Verkehrssenatorin Manja Schreiner als auch ihre Nachfolgerin Ute Bonde (beide CDU) ließen zuletzt aber durchblicken, dass sie von dem Fahrscheinangebot nicht überzeugt sind. Und auch SPD-intern wurden zuletzt immer wieder skeptische Stimmen laut – nicht zuletzt, weil das Land Berlin in einer angespannten Haushaltslage steckt.
Mit wie vielen Ticketverkäufen wurde kalkuliert?
Für das Ticket wurden im laufenden Jahr 150 Millionen Euro im Haushalt eingeplant, für das kommende Jahr 300 Millionen Euro. Das entspricht rund 650.000 Abos – also deutlich mehr als den rund 150 000, die bislang verkauft wurden.
In den vergangenen Wochen wurde vielfach kritisiert, dass das Land Berlin mit dem Berlin-Abo viel Geld an falscher Stelle ausgebe. Mit den aktuellen Buchungszahlen dürften aber nicht alle eingeplanten Millionen tatsächlich gebraucht werden.
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dpa