NÜRNBERG | Markus Söder ist nicht der erste bayerische Ministerpräsident, der von einer Magnetschwebebahn im Freistaat träumt. In seiner fränkischen Heimat will man nun prüfen lassen, ob das dort machbar wäre.
Die Stadt Nürnberg will eine Machbarkeitsstudie zu einer Magnetschwebebahn in der Frankenmetropole erstellen lassen. Die Verwaltung habe den Stadtrat am Mittwoch über entsprechende Pläne und eine gemeinsame Absichtserklärung mit Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) informiert, sagte ein Sprecher der Stadt nach der gut einstündigen Debatte zum Thema. Die Machbarkeitsstudie dürfte demnach “unter 100.000 Euro” kosten, 90 Prozent davon werde der Freistaat übernehmen.
Per Gutachten soll demnach unter anderem geklärt werden, ob eine Magnetschwebebahn zwischen Uni, Messe und Klinikum teurer wäre als eine ohnehin dort angedachte Straßenbahn. Auch die Frage danach, wie viel weniger Fahrgäste eine Magnetschwebebahn wegen des Mehraufwands beim Umsteigen nutzen würden, solle beantwortet werden. Ebenfalls geklärt werden müsse die Frage, ob die Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) Nürnberg eines Tages den Betrieb der Bahn übernehmen könnte.
Söder hatte das Projekt im Dezember 2023 bei seiner ersten Regierungserklärung nach der Landtagswahl im Maximilianeum angekündigt. Eine Magnetschwebebahn in Nürnberg sei “günstiger als eine U-Bahn, geräuschlos und klimaneutral”, sagte er.
Entscheidend für die Stadt Nürnberg ist nach Angaben der Verwaltung aber eher die Frage, ob die Schwebebahn der oberpfälzischen Firmengruppe Max Bögl teurer als eine Straßenbahn auf der Route wäre. Für letztere hatte die Verwaltung nämlich schon im vergangenen Jahr diverse Trassenvarianten vorgestellt.
Die Stadt habe gegenüber der Staatsregierung deshalb klargemacht, “dass der finanzielle Rahmen der Stadt Nürnberg nicht weiterreicht, als das Straßenbahnprojekt es erwarten lässt”. Im Entwurf für die Absichtserklärung sei letztlich festgehalten worden, dass die Stadt für das Projekt nicht mehr zahlen solle, als sie eine konventionelle Lösung gekostet hätte. Die Planungen für eine Straßenbahn auf der Route sollen zudem parallel weitergehen.
Eine Magnetschwebebahn im Regelbetrieb in Nürnberg wäre für den Hersteller Bögl eine wichtige Referenz, um die Technologie andernorts besser vermarkten zu können. Das Unternehmen arbeitet seit rund 14 Jahren an der “Transport System Bögl” (TSB) genannten Schwebebahn. Bisher sind nur zwei Teststrecken in Betrieb – eine am Firmensitz in Sengenthal (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz), eine weitere im chinesischen Chengdu.
Im Regelbetrieb könnten die Bahnen in Nürnberg laut Stadtverwaltung mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde unterwegs sein – also in etwa so schnell wie eine U-Bahn und weniger als halb so schnell wie die Bahnen im Testbetrieb bisher fahren konnten. In der längsten möglichen Version der Schwebebahn fänden demnach etwa 760 Fahrgäste Platz.
Eine Magnetschwebebahn läuft auf einer Art Schiene, wird aber über ein elektromagnetisches Feld in der Schwebe gehalten und kann so sehr schnell fahren. Das in Deutschland bekannteste Modell ist der Transrapid – jahrelang wurde in München über eine Anbindung des Flughafens an die Stadt per Transrapid nachgedacht, das Projekt wurde aber nach langwierigen Planungen wegen zu hoher Baukosten gestoppt.
Derzeit beschäftigt sich auch im Berliner Senat eine Arbeitsgruppe mit der Frage, ob in der Hauptstadt eine Magnetschwebebahn sinnvoll sein könnte. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sieht sie als Möglichkeit, Außenbezirke besser anzubinden. Auch in Berlin hat man dafür das “Transport System Bögl” in den Blick genommen.
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dpa