BERLIN | Bei “Personen im Gleis” wird die Zugfahrt für Fahrgäste oft zur Geduldsprobe – denn bislang stoppt die Bahn in einem solchen Fall alle Züge auf der betroffenen Strecke.
Das Unternehmen äußert sich nun offen dafür, die Züge langsam “auf Sicht” weiter fahren zu lassen, wenn Menschen lediglich am Gleis und nicht auf den Gleisen gesichtet wurden. Das sei denkbar, sagte eine Sprecherin am Freitag auf Anfrage. “So könnte die Anzahl der Sperrungen bzw. deren Auswirkungen auf den Zugverkehr verringert werden, indem nach Personen im Gleis, Personen am Gleis sowie Kindern im/am Gleis unterschieden wird.” Im Fall von Kindern und bei Personen auf den Gleisen müssten Strecken aber weiterhin zur Sicherheit gesperrt werden.
Zuvor hatte der Grünen-Abgeordnete Matthias Gastel seine Forderungen bekräftigt, bei “Personen im Gleis”-Situationen Züge nicht mehr generell zu stoppen, sondern sie langsam weiter fahren zu lassen. “Oft sind das nur Leute, die an der Böschung nach Pilzen suchen oder Müll aufsammeln”, sagte er der Mediengruppe Bayern. “Andere laufen verbotenerweise über die Gleise, sind aber längst schon wieder weg, wenn Alarm ausgelöst wird.”
LESEN SIE AUCH
Derzeit werden im Falle von “Personen im Gleis” stets sämtliche Züge auf dem Abschnitt gestoppt. Dann ruft die Bahn die Bundespolizei, die den jeweiligen Streckenabschnitt überprüfen muss. “Das führt zum Teil zu erheblichen Verspätungen für zahlreiche Züge, die in der Folge auch über den ganzen Tag spürbar sein können”, teilte die Bahn mit. Allein im vergangenen Jahr habe es aus diesem Grund mehr als 4.000 Gleissperrungen gegeben. Die Tendenz ist steigend. In den beiden Vorjahren waren es der Bahn zufolge knapp 3900 (2021) und 3600 (2020) Fälle.
“Wesentliche Gründe für diesen Anstieg sind aus unserer Sicht das sinkende Gefahrenbewusstsein, eine geringere Hemmschwelle Verbotenes zu tun sowie die größere Bereitschaft, sich an (gefährlichen) Trends wie Selfies im Gleisbereich zu beteiligen, gerade bei jüngeren Menschen”, teilte die Bahn weiter mit.
dpa