Verspätung auf Tokioter Ringlinie sorgt für Schlagzeilen


TOKIO | Dass es im Bahnverkehr zu Verspätungen kommt, überrascht in Deutschland längst niemanden mehr, anders dagegen in Japan.

Dort sind Verspätungen derart selten, dass es bisweilen zur Top-Nachricht wird, wenn es doch mal vorkommt. So geschehen am Montag auf der Yamanote-Linie in Tokio, eine der verkehrsreichsten und wichtigsten Bahnlinien der Metropolregion: An diesem Tag fielen wegen einer Signalstörung gleich am Morgen die ersten planmäßigen Züge aus. Für Japans Medien war das prompt die Hauptnachricht. Rund 110.000 Menschen seien von der Betriebsstörung betroffen gewesen.

Zwar konnte der Betrieb der Ringlinie, die die wichtigsten Pendlerknotenpunkte und Geschäftsgebiete Tokios miteinander verbindet, bereits gegen 09.00 Uhr Ortszeit wieder aufgenommen werden. Der Fahrplan sei aber “erheblich beeinträchtigt und die Pendler stark betroffen”, berichteten lokale Medien. “Ich wollte eigentlich früh im Büro sein, aber jetzt schaffe ich es nicht zu einem Meeting”, wurde ein 29-jähriger Mann zitiert. Dass ein solcher Vorfall solche Schlagzeilen liefert, kann nicht verwundern, denn in Japan sind Züge zu 99 Prozent pünktlich. Davon können andere Nationen nur träumen.

Auch Japans Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen, der Stolz der ganzen Nation, ist berühmt für seine Pünktlichkeit. Außer bei Naturkatastrophen kommt es auch hier kaum zu Verspätungen. Kommt es aber doch mal zu Verspätungen von nicht einmal einer Minute, führt dies zu wiederholten Entschuldigungen. Im Jahr 2017 hatte sich eine Bahngesellschaft zu einer Entschuldigung gezwungen gesehen, weil eine Tokioter Vorortbahn nicht zu spät abgefahren war, sondern zu früh: um nämlich 20 Sekunden. Dabei hatte sich überhaupt keiner beschwert.


dpa