Im Colosseum Theater in Essen sind am 5. Oktober 2016 die Verträge für die S-Bahn Rhein-Ruhr unterzeichnet worden. Das teilt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) mit.
In dieser Veranstaltung wurden sowohl die Fahrzeugverträge mit Stadler Pankow und der DB Regio NRW, die Verkehrsverträge mit den beiden künftigen Betreibern Abellio Rail NRW und Keolis Deutschland als auch die Finanzierungsverträge mit der Bayrischen Landesbank, der KfW IPEX und der Europäischen Investitionsbank unterzeichnet. Vorab hatten der VRR und der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) im Rahmen von europaweiten Vergabeverfahren die Weichen für einen leistungsstarken S-Bahn-Verkehr gestellt. Analog zum Rhein-Ruhr-Express (RRX) wurden die Wettbewerbsverfahren zur Beschaffung und Instandhaltung der Fahrzeuge getrennt von denen zum Betrieb der jeweiligen Linien durchgeführt. Auch die Darlehnsausschreibung zur Finanzierung des Kaufes sämtlicher S-Bahn-Fahrzeuge erfolgte in separaten Vergabeverfahren.
So kommen auf den Linien S 1 und S 4 ab Dezember 2019 Züge vom Typ ET 422 zum Einsatz, die auch derzeit auf den S-Bahn-Linien verkehren und sich in der Praxis bewährt haben. Die 48 Fahrzeuge werden von der DB Regio AG gekauft und die DB Regio AG übernimmt bis mindestens 2034 die Wartung und Instandhaltung der Züge und garantiert deren tägliche Verfügbarkeit.
Die Stadler Pankow GmbH liefert die Neufahrzeuge für den Einsatz auf den Linien S 2, S 3, S 9, S 28, RE 49*, RB 32** und RB 40. Der Fahrzeughersteller wird die neuen, speziell auf die Bedürfnisse eines Ballungsraumes zugeschnittenen Züge vom Typ Flirt3 XL konstruieren, produzieren und verantwortet über den gesamten Lebenszyklus von mindestens 30 Jahren die Instandhaltung und Verfügbarkeit.
Die Betriebsleistungen der S-Bahn-Linien an Rhein und Ruhr übernehmen ab Dezember 2019 Keolis und Abellio. Die beiden Unternehmen konnten sich im Rahmen eines europaweiten Wettbewerbsverfahrens durchsetzen. Keolis übernimmt die S-Bahn-Linien S 1 und S 4 mit circa 4,8 Millionen Zugkilometern pro Jahr. Die Linien S 2, S 3, S 9, RE 49, RB 32 und RB 40 mit circa 7,1 Millionen Zugkilometern pro Jahr werden künftig von Abellio gefahren.
Durchweg erfreulich ist das wirtschaftliche Gesamtergebnis der Ausschreibungen für die S-Bahn Rhein-Ruhr. So konnten bereits bei den Fahrzeugausschreibungen sehr gute wirtschaftliche und finanzierbare Preise erzielt werden. In Kombination mit der Ausschreibung der Betriebsleistung konnte die Wirtschaftlichkeit gegenüber einem klassischen Verfahren noch weiter verbessert werden.
Um in die S-Bahn-Fahrzeugflotte investieren zu können hat sich der Zweckverband VRREigenbetrieb Fahrzeuge und Infrastruktur im Rahmen von zwei Darlehensausschreibungen günstige Kreditkonditionen gesichert. Für die 25 Jahre laufende Finanzierung der Stadler-Neufahrzeuge erhielten die Bayerische Landesbank, die KfW und die Europäische Investitionsbank den Zuschlag. Die Gebrauchtfahrzeuge werden 15 Jahre über die Bayerische Landesbank finanziert. Da es sich um sogenannte Annuitätendarlehen handelt, bleiben die zu zahlenden Raten über die gesamte Laufzeit der Kreditverträge konstant und sind damit über den vollständigen Lebenszyklus der Fahrzeuge fest kalkulierbar.
Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 werden sowohl die Gebrauchtfahrzeuge als auch die Neufahrzeuge in einem weitgehend unternehmensneutralen, eigens entwickelten Design zum Einsatz kommen. Parallel dazu wird der bisherige Takt auf einen stärker nachfrageorientierten 15/30-Minuten-Takt umgestellt. Auf einigen S-Bahn-Relationen im Ruhrgebiet wird in der Hauptverkehrszeit ein 15-Minuten-Takt etabliert, der in der Nebenverkehrszeit sowie auf nachfrageschwächeren Abschnitten auf einen 30-Minuten-Takt ausgedünnt wird. Durch das neue Betriebskonzept werden neue Direktverbindungen, kürzere Reisezeiten und insgesamt mehr Leistungen angeboten. Der VRR erwartet einen deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen im Schienenpersonennahverkehr.
Mit den modernen Fahrzeugen und einer nachfrageorientierten Taktung geht der VRR einen weiteren Schritt hin zu einem qualitativ hochwertigen und bedarfsgerechten S-Bahn-Verkehr in der Region. Den möglichen Personalwechsel wird der VRR als Aufgabenträger zielgerichtet unterstützen. Auch ohne vertragliche Verpflichtungen werden die beiden Eisenbahnunternehmen Abellio Rail NRW und Keolis Deutschland mit dem bisher tätigen Unternehmen DB Regio NRW über die Übernahmen des Personals verhandeln. Dieser Prozess zwischen den alten und neuen Betreibern ist auch bereits bei früheren Betreiberwechseln durch VRR begleitet worden.
* bisheriger Arbeitstitel RB 41; ** bisheriger Arbeitstitel RB 3
Quelle: VRR