DÜSSELDORF | In der Pandemie sind die Fahrgastzahlen im Nahverkehr gesunken. Viele Beschäftigte sind im Homeoffice. Andere stiegen sicherheitshalber auf das Auto um. Den Nahverkehrsunternehmen fehlt so ein Teil der Einnahmen – und die gestiegenen Energiepreise kommen noch hinzu. Trotzdem gibt es für Fahrgäste vorerst eine gute Nachricht.
Die Busse und Bahnen des Nahverkehrs sind in Nordrhein-Westfalen trotz kräftig gestiegener Spritpreise noch nicht wieder so voll wie vor Beginn der Corona-Pandemie. Die Auslastung beträgt nach Einschätzung mehrerer Verkehrsverbünde 60 bis 70 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Zumindest der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr kann von einem leichten Anstieg der Fahrgastzahlen berichten. Bemühungen, mehr Fahrgäste und damit Einnahmen zu gewinnen, werden vielerorts fortgesetzt. Höhere Energiepreise treffen auch die Nahverkehrsunternehmen, allerdings unterschiedlich stark. Aktuell sind keine Preiserhöhungen geplant.
VRR
Der leichte Anstieg der Fahrgastentwicklung in den vergangenen Wochen könne nicht an konkreten Ereignissen festgemacht werden, sagte ein Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Möglicherweise spielten Lockerungen der Corona-Maßnahmen, mehr Fahrtanlässe durch Frühlingswetter und höhere Spritpreise eine Rolle. Zur Zeit liege die Kapazitätsauslastung bei etwa 60 bis 70 Prozent der Vor-Corona-Zeit.
Sicherlich würden sich die hohen Energiepreise auch bei den Nahverkehrsunternehmen niederschlagen, sagte der Sprecher und fügte hinzu: „Was daraus folgt, wird in den kommenden Monaten Gegenstand der Gespräche mit den Verkehrsunternehmen sein. Die Tarife werden für gewöhnlich für die Laufzeit eines Jahres beschlossen.“ Tarifmaßnahmen würden in den aktuellen Gremiensitzungen des VRR nicht behandelt.
Westfalentarif
Die Westfalentarif GmbH kann noch keine Aussage zu einem möglichen Spritpreiseffekt bei den Fahrgastzahlen und Ticketverkäufen machen. Zu beachten sei aber nach wie vor die aktuelle Corona-Lage, sagte eine Sprecherin. Hohe Inzidenzwerte dürften sich noch auf die Fahrgastzahlen auswirken. Mit einer „Schnupperabo-Aktion“ und einem Flexticket solle der Umstieg auf Bus und Bahn einfacher werden.
Die gestiegenen Spritpreise hätten auch Auswirkungen auf die finanzielle Lage der Unternehmen im Westfalentarif. „Aktuell wird diskutiert, wie mit dem hohen Kostenanstieg bei den Spritpreisen, aber auch beim Anstieg anderer Energiepreise umgegangen werden kann. Die Partner befinden sich hier im ergebnisoffenen Austausch, so dass wir im Moment keine Aussagen hierzu treffen können“, erklärte sie.
VRS
Auch der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) kann noch nicht sagen, ob sich die gestiegenen Spritpreise bereits auf die Fahrgastzahlen der Nahverkehrsunternehmen in der Region ausgewirkt haben.
„Die Entwicklung an den Energiemärkten beobachtet der VRS sehr genau, da die Kosten für den Treibstoff ein Merkmal bei der Berechnung der Tarifanpassungen sind“, erklärte ein Sprecher. Momentan sei die Betroffenheit bei den Verkehrsunternehmen sehr unterschiedlich: Es gebe Verkehrsunternehmen, die mehrjährige Verträge mit ihren Energielieferanten hätten und deshalb noch keine Auswirkungen spürten. Der Großteil der Verkehrsunternehmen habe dies aber nicht und müsse Mehrkosten durch steigenden Energiepreise zahlen.
Ein gestiegener Finanzbedarf sei durch die aktuelle Entwicklung bei den meisten Nahverkehrsunternehmen feststellbar. Der VRS stehe mit den Verkehrsunternehmen im engen Kontakt. „Momentan sind noch keine Maßnahmen wie eine Erhöhung der Ticketpreise beschlossen worden“, sagte der Sprecher. Ob es dabei bleibe, wenn die Energiepreise weiterhin steigen, „können wir derzeit noch nicht absehen“.
AVV
„Die Auslastung liegt derzeit bei rund 70 Prozent gegenüber der Zeit vor Corona“, sagte ein Sprecher der Aachener Verkehrsverbund GmbH (AVV). Die Einnahmen hätten sich bei 70 bis 75 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Niveau eingependelt. Dies seien Zahlen aus der Besprechung mit den Verkehrsunternehmen in der vergangenen Woche. „Unterjährige Preisanpassungen sind nicht geplant, die nächste Tarifanpassung steht zum 1. Januar 2023 an.“ Über konkrete Maßnahmen werde allerdings erst nach der Sommerpause im Herbst politisch beraten – „auch dann werden erst entsprechende Beschlüsse von unseren Gremien getroffen“.