GDL-Chef Weselsky wirft EVG und Deutscher Bahn „Schmierenkomödie“ vor


FRANKFURT AM MAIN | Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, wirft der Deutschen Bahn vor, den geplanten Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) insgeheim zu unterstützen.

„Der angekündigte Warnstreik der EVG ist eine Schmierenkomödie, ein abgekartetes Spiel“, sagte Weselsky der Welt am Sonntag. „Die Deutsche Bahn hält als Arbeitgeber die Züge an, damit der Streik ihrer Lieblingsgewerkschaft EVG überhaupt Wirkung zeigt.“ Das sei auch beim letzten EVG-Arbeitskampf 2018 passiert, so Weselsky.

Die Deutsche Bahn hatte am Donnerstag angekündigt, den Fernverkehr und große Teile des Regionalverkehrs am Montag einzustellen. „Würde die GDL so einen Warnstreik ankündigen wie nun die EVG, hätten wir schon eine einstweilige Verfügung der Deutschen Bahn erhalten, stattdessen stoppt die Bahn vorauseilend den kompletten Fernverkehr“, sagte Weselsky. „Die EVG unterstützt den Bahnvorstand im Gegenzug bei der Abwehr aller notwendigen Reformen des Konzerns. EVG und DB sind eine Schicksalsgemeinschaft.“

Beim Staatskonzern widerspricht man den Vorwürfen. Die Dimension des geplanten EVG-Streiks sei nun einmal „enorm“ und habe daher eine „völlig andere Hebelwirkung“ als bei der GDL, sagte ein Konzernsprecher. „Hier müssen wir im Kundeninteresse handeln und den Bahnverkehr in weiten Teilen einschränken.“ Es nütze nichts, einen ICE losfahren zu lassen, der dann strande, weil ein Stellwerk bestreikt werde. Die Züge blieben am Montag stehen, um „am Dienstag so schnell wie möglich wieder den regulären Fahrplan anbieten zu können“.

Auch zwischen der GDL und der Deutschen Bahn steht in diesem Jahr noch eine Tarifauseinandersetzung bevor. „Unsere Friedenspflicht endet am 31. Oktober“, sagte Weselsky. „Die EVG macht sich in die Hose, wenn sie vor uns einen Tarifvertrag unterschreiben soll.“ Einen Streik, der den gesamten Verkehrssektor betrifft, soll es dann aber nicht geben: „Als die GDL in den großen Auseinandersetzungen parallel mit der Pilotengewerkschaft Cockpit in den Arbeitskampf gezogen ist, haben wir Absprachen getroffen und peinlich genau darauf geachtet, dass nicht beide Gewerkschaften gleichzeitig streiken, damit die Reisenden eine Alternative haben“, sagte der GDL-Chef.


dts Nachrichtenagentur / EVN